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Deutschland hinkt noch immer in Sachen Digitalisierung im Gesundheitswesen hinterher, obwohl einige Kliniken schon heute zeigen, wie es ohne Papierkram und Faxgeräte laufen kann. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, seit 2011 das erste Klinikum, das die digitale Patientenakte eingeführt hat, erklärt wie es besser geht: Medikamentenroboter und elektronische Patientenakten erleichtern den Medizinern den Alltag. Ärzte auf der Stroke Unit (Schlaganfall-Station) beispielsweise arbeiten mit Wagen mit Touchscreen bei der Visite und können so schnell alle relevanten Daten eines Patienten abrufen. Dieses vereinfacht Abläufe und reduziert Fehler. Die digitale Patientenakte speichert alles, von Röntgenbildern über CT-Aufnahmen bis hin zu Blutwerten, Allergien, Vorerkrankungen und vieles mehr. Auch der Medikationsplan des Patienten wird elektronisch an die Krankenhausapotheke übermittelt, in der die Medikamente vollautomatisch abgepackt werden und die Dosierung vorher nochmal überprüft wird. 12.000 Tabletten werden so jeden Tag im UKE vorbereitet, die Fehlerquote ist dabei nahezu Null. Erst wenn der Patient entlassen wird und/oder wieder in die Klinik eingewiesen wird, entstehen die Probleme, weil der Hausarzt bei der Nachsorge Entscheidungen trifft, von denen die Klinikärzte nichts wissen. Hier beginnt das Dilemma, deshalb fordern Experten des Gesundheitswesens eine bessere Vernetzung aller Akteure mit Speicherung aller wichtigen Daten in einer Akte. Andere Länder machen bereits vor, wie es besser gehen könnte, zum Beispiel Estland, Israel oder Kanada. Besonders ausgeprägt ist die Digitalisierung allerdings in Dänemark. Hier gibt es schon seit über zehn Jahren eine digitale Plattform, auf der die Gesundheitsdaten aller Dänen abgespeichert sind. Die Bürger dieses Landes können das System über eine Identifikationsnummer einsehen und Arzttermine vereinbaren, E-Rezepte herunterladen, den Impfpass kontrollieren sowie Röntgenbilder an Fachärzte verschicken. Bis 2020 soll das Krankenhaussystem weiter digital ausgebaut werden, nach dem Vorbild von wenigen großen „Super-Hospitälern“, die effizient geführt werden können. Videoschalten und Tracking gehören dann selbstverständlich zum Digitalisierungskonzept der Dänen, die schon lange auf den Ausbau des E-Health-Konzeptes setzen. Deutschland kann von seinem nördlichen Nachbarn noch viel lernen.

Quelle: www.sueddeutsche.de