Seite wählen

Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Deutschland werden laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte in den nächsten Jahren zunehmend unter Druck geraten, wenn sie es nicht schaffen, Digital Health in die Regelversorgung aufzunehmen und den digitalen Wandel aus eigener Kraft zu gestalten. Große Technologie-Konzerne wie Google, Apple oder Amazon mit Sitz im Silicon Valley könnten eine ernste Konkurrenz werden. Verily, eine Forschungsorganisation als Ableger von Alphabet, dem Mutterkonzern von Google, hat eine Technologie präsentiert, mit der man in der Netzhaut des Auges nur mit einem Scan das Risiko für einen Herzinfarkt erkennen kann. Deloitte kommt zu dem Schluss, dass wenn die gesetzlichen Krankenkassen die Digitalisierung nicht schnell genug umsetzen können und nicht in die Regelversorgung effizient integriert bekommen, stünden die Kassen vor echten Problemen, weil dann eine Art zweiter Gesundheitsmarkt entstehen würde. Dieser würde von vielen Versicherten als erste Anlaufstelle wahrgenommen werden. Die Autoren der Studie warnen auch vor der Uneinigkeit der Krankenkassen in Bezug auf das Fortschreiten der Digitalisierung. Einige Krankenkassen würden bereits Alleingänge unternehmen, um Digital Health voranzutreiben. Die Techniker Krankenkasse (TK) etwa kooperiert mit einem Berliner Start-up, welches eine App entwickelt hat, damit Diagnosen durch künstliche Intelligenz gestellt werden können. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) befürwortet aus diesem Grund Strategien und keine Einzelverträge der Kassen. Eine Strategie ist die zügige Einführung der elektronischen Patientenakte, damit die Vernetzung von Ärzten, Apotheken und Krankenkassen besser funktioniert. Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister, hat die Akteure des Gesundheitswesens zusammengebracht, um einen verbindlichen Fahrplan zur ePA zu erstellen. Er will zudem die Gesellschaft gematik unter die Kontrolle seines Ministeriums stellen, damit der Aufbau des Gesundheitsdatennetzes besser und schneller gesteuert werden kann. Deutschland darf auf keinen Fall den Anschluss in Sachen Digitalisierung verlieren. Die Bertelsmann-Stiftung warnte nach einer Untersuchung 2017, dass Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen auf dem vorletzten 17. Platz gelandet ist. Sollten Technolgie-Unternehmen aus den USA die Oberhand gewinnen, so die Studie, würde die GKV Schwierigkeiten haben, bei der datengetriebenen Medizin – die Telekom Tochter T-Systems ist am Aufbau des Gesundheitsdatennetzes beteiligt – mitzuhalten.

Quelle: www.handelsblatt.de