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Andreas Gassen, der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur kritisch zum Thema Digitalisierung in Arztpraxen. Die Digitalisierung eröffnet den Ärzten verschiedene Möglichkeiten, erläuterte er, aber viel mehr Zeit für andere Aufgaben wird es dadurch auch in Zukunft nicht geben. Er nannte in diesem Zusammenhang das Verschicken von Röntgenbildern per E-Mail. Der Vorgang des Verschickens geht zwar schnell, aber das Angucken und die Diagnosestellung übt immer noch der Arzt persönlich aus und das benötigt Zeit. Auch stimmen seiner Meinung nach die technischen Rahmenbedingungen nur in größeren Städten, um einen Befund einer Magnetresonanztomografie (MRT) zu verschicken, denn dafür bedarf es eines schnellen Internets, was in ländlichen Gebieten (noch) nicht machbar ist. Die telemedizinischen Errungenschaften hält Gassen für nicht überall umsetzbar, und kurze Fragen und Rücksprachen zwischen Patient und Arzt könnte man schon seit längerem per Telefon klären. Er kritisiert zudem die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die Fernbehandlung per telemedizinischer Betreuung relativ unreflektiert bewirbt. Für einen Arzt, so Gassen, sei es wichtig, wenn er Patienten anfassen kann und auch Gerüche wahrnehmen kann, nur dann kommt man zu einer präzisen Diagnosestellung, was Ärzte über Skype so nicht erfassen könnten. Kritik gibt es vom Chef der KBV auch für die von der Bundesregierung geplante Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) für das Jahr 2021. Eine richtig gute Lösung sei die Zusammenlegung von ePA und elektronischer Gesundheitskarte, so Gassen, doch dies sei jetzt technisch nicht mehr machbar. Auch müsste der Patient jederzeit auf all seine persönlichen Daten mittels einer Geheimnummer zugreifen können.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung