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Einer Analyse der Beratungsgesellschaft McKinsey im „E-Health Monitor 2021“ zufolge, gewinne die Digitalisierung in Deutschland vor allem wegen der Corona-Pandemie an Fahrt und Dynamik, doch wurden die Ziele hinter den Erwartungen an vielen Stellen noch nicht erreicht. Einer der Gründe liege in dem mangelhaften Datenaustausch, der noch nicht flächendeckend zwischen Leistungserbringern des ambulanten und stationären Sektors stattfindet. Außerdem sind die elektronische Patientenakte (ePA) und die elektronische Verordnung (E-Rezept) noch immer Baustellen in der integrierten Versorgung von Patient:innen im deutschen Gesundheitssystem. 

Die Unternehmensberatung hat 30 verschiedene Indikatoren im Hinblick auf den Status quo und deren Entwicklungen untersucht und ist dabei zu dem Schluss gekommen, dass manches, wie die telemedizinische Versorgung in Deutschland, gut funktioniere, anderes dagegen schlechter. Telemedizinische Sprechstunden sind um den Faktor 900 gestiegen. Waren es 2019 nur 3.000 telemedizinische Konsultationen, zählte man im Jahr 2020 2,7 Millionen. Bei den Downloads von Gesundheits-Apps waren es zweimal so viele. 

E-Health-Gesetze pushen den digitalen Infrastrukturausbau. 90 Prozent aller Hausarztpraxen sind mittlerweile an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden, allerdings befürchten Mediziner:innen, dass sich die Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen dadurch verschlechtern könnte. Auch wünschen sich viele Expert:innen für chronische Erkrankte eine bessere Verknüpfung von klassischer Medizin mit digitalen Versorgungslösungen.  

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), vor allem für Chroniker:innen, werden immer beliebter. Allerdings werden immer noch zu wenige verordnet trotz Kassenleistung, wenn sie ins Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen wurden. Auch ist die Rate der heruntergeladenen DiGA als schwach anzusehen. Es gibt mittlerweile 24 DiGA im BfArM, 9 von ihnen wurden bis Mitte 2021 200.000-mal heruntergeladen. Viele scheiterten bislang aber an Zertifizierungen oder an Anträgen, die zurückgezogen wurden. Die Nutzennachweise und Datenschutzanforderungen sind hoch.  

McKinsey untersuchte auch Forschungspublikationen zur Evidenz von E-Health-Gesundheitslösungen, die in 84 Prozent der Fälle einen positiven Nutzeneffekt hatten, der sich auf den Gesundheitsstatus von Patient:innen auswirkt, aber auch auf die Kosteneffizienz im Gesundheitswesen und auf die Zeitersparnis für Ärzt:innen. Zudem wurde die „digitale Gesundheitskompetenz“ von Patient:innen durchleuchtet, die zwar aufgeschlossen, aber oftmals auch schlecht informiert sind.  

Quelle: www.kma-online.de