Ob und warum Deutschland in der digitalen Transformation des Gesundheitssystems hinterherhinkt, hat das Fraunhofer ISI im Auftrag der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Hilfe einer Studie „E-Health in Deutschland: Entwicklungsperspektiven und internationaler Vergleich“ untersucht.
Die Koordinatorin der EFI-Analyse, Dr. Tanja Bratan vom Fraunhofer ISI, erklärt dazu, dass Deutschland anfänglich auf einem guten Weg war, dann aber nur mäßig fortschrittlich gearbeitet hat, weil es zu viele bürokratische Hindernisse, Bedenken in Sicherheitsaspekten, regulatorische Hindernisse und Ähnliches gab. Gesetzesinitiativen, von denen es in der letzten Legislaturperiode viele gab, müssten jetzt in Maßnahmen und Handlungen umgesetzt werden, damit Deutschland im Vergleich zu Dänemark, Estland, Spanien und Österreich nicht komplett abgehängt wird. Aktuell ist die Bundesrepublik Schlusslicht im europäischen Vergleich.
Bei der Ursachenforschung in Bezug auf den Fortschritt in der Digitalisierung wurden fünf zentrale digitale Anwendungen gründlich unter die Lupe genommen: Die Telematikinfrastruktur, telemedizinische Anwendungen, die elektronische Patientenakte, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA oder Apps auf Rezept) sowie das elektronische Rezept wurden auf Innovationspotenziale, finanzielle, zeitliche und personelle Ressourcen und auf Datenschutz- und Sicherheitsaspekte sowie auf Gesetzesinitiativen untersucht.
Demnach gelingt anderen europäischen Ländern der Digitalisierungsprozess und dessen Implementierung in das jeweilige Gesundheitssystem besser, weil alle Akteure, die am Prozess beteiligt sind, ein berechtigtes Interesse haben, dass das Ergebnis des Prozesses oder Projektes positive Auswirkungen hat.
Hierzulande gibt es viele Gesetzesinitiativen und verschiedene zentrale Akteursgruppen wie die gematik, die die Digitalisierung begrüßen, jedoch nur sofern die eigene Interessen nicht gefährdet werden, ergab die Analyse. Außerdem lassen die Ergebnisse der Studie Rückschlüsse zu, dass Vereinheitlichung und Konkretisierung des Datenschutzes zu gering ausgeprägt sind. Verantwortlichkeiten sind überdies unklar und nicht nachvollziehbar geregelt sowie auf zu vielen Rücken verteilt. Viele Anforderungen an den Digitalisierungsprozess sind zudem zu hoch und Entwickler:innen von Innovationen scheuen den großen Aufwand und die die damit verbundenen Kosten.
Quelle: www.e-health-com.de