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Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) führt zum 1. Juli 2021 das E-Rezept verpflichtend ein und hat die gematik damit beauftragt, die dafür benötigte Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören die gematik-E-Rezept-App und der Fachdienst.  

Zunächst aber wird das E-Rezept als Testphase in der Modellregion Berlin/Brandenburg an den Start gehen und 120 registrierte Apotheken und drei große Versender mit ins Boot holen, darunter die niederländischen großen Versandapotheken DocMorris und Shop Apotheke. Die Apologistics-Gruppe, eine deutsche Digitalapotheke aus Leipzig mit mittlerweile neun Versandportalen, darunter apodiscounter.de, wird auch mit am Start sein.  

Nächstes Jahr ist dann eine komplette Ausweitung der E-Rezeptverordnung für ganz Deutschland geplant, bei der aber immer noch der Patient auswählt, welche Apotheke die Arzneimittel beliefern soll. Die Versender aus den Niederlanden könnten an der Telematik-Infrastruktur (TI) in Deutschland scheitern, da die technische Anbindung Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf ist. Technische Probleme und Fragen im Marketing- und Kommunikationsbereich könnten die E-Rezeptabwicklung aber gefährden, glauben einige Experten. Eine gematik-Sprecherin erklärt aber, dass auch aus den Niederlanden heraus ein Rx-Versand möglich sei.  

Wie Apologistics mit Versandportalen in Deutschland und einer neuen automatisierten Rezepterkennung in den Niederlanden dies genau schafft, weiß momentan nur der neue CEO Dr. Oliver Scheel (ehemals Beiersdorf), der den Gründer und Apotheker Helmut Fritsch abgelöst hat. Die Warenwirtschaft und die Abrechnung, aber auch die Anwerbung von Patienten, bleibt zunächst das Geheimnis von Scheel. Nur 50 Arztpraxen und auch nicht alle Patienten der teilnehmenden Mediziner sind eingebunden, sodass Apologistics wahrscheinlich um Patienten mit E-Rezepten ringen wird.  

Die Nutzung der gematik-App wird auch nur von Bruchteilen von Patienten zu Beginn des Modellprojektes möglich sein. Laut Scheel, der einen Umsatz von 200 Millionen Euro generiert und dessen Unternehmensgeschicke von Investoren gelenkt werden (zwei Drittel Mehrheit hält „THI“), prophezeit eine Verfünffachung des Marktanteiles aller Versender mit E-Rezepten. Momentan ist der Rx-Anteil von Apologistics trotz 1,8 Millionen Nutzer gering. Letztendlich muss Apologistics aber noch auf eine Rechtsverordnung des BMG warten, um die Schnittstellen-Problematik zu lösen.  

Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de