Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte die Digitalisierung hierzulande schnellstmöglich antreiben und bei digitalen Verfahren ein aktives Widersprechen einführen, das heißt, dass PatientInnen bei Nicht-Widersprechen zustimmen.
Auch soll das E-Rezept und dessen Umsetzung schnellstmöglich angeschoben werden, wenn drei Hemmnisse nicht im Weg stehen würden. Hemmnis eins ist, dass nicht alle NFC-fähigen Gesundheitskarten – aufgrund von Chipmängeln – von den Krankenkassen an gesetzlich Versicherte ausgeliefert wurden. Eine sogenannte NFC-fähige Gesundheitskarte mit einem speziellem PIN steht nämlich erst einem Prozent aller Versicherten der GKV zur Verfügung. Darüber hinaus müsste die digitale Kommunikation über ein Smartphone, das NFC-affin ist, abgewickelt werden, doch ist nur ein Teil der Handys zur drahtlosen Datenübertragung imstande. Diese Hürde könnte mit dem Kauf eines neuen kommunikationsfähigen Smartphones behoben werden, wenn nicht noch Hemmnis drei für Versicherte lauern würde: Die E-Rezept-App der gematik sieht nämlich vor, dass PatientInnen zum Erhalt der PIN ein Identifizierungsverfahren benötigen. Allerdings sind Video-Identifizierungsverfahren mit Krankenkassen nicht erlaubt, sodass der Kartenbesitzer der Gesundheitskarte zur Selbstidentifizierung gezwungen ist. Aus Datenschutzgründen muss dieser entweder ein persönliches Gespräch mit seiner Krankenkasse führen oder aber ein Postident-Verfahren einleiten, das ihn als Besitzer der Gesundheitskarte identifiziert.
Haben PatientInnen kein entsprechendes Smartphone zur Verfügung, können sie auch mit einem ärztlichen Ausdruck mit Pixel-Code einen Apothekenbesuch machen und das Medikament auf diese Weise in Empfang nehmen. Anderenfalls lässt sich auch mit Hilfe einer Apotheken-App prüfen, ob das verordnete Arzneimittel verfügbar ist. Profiteure sind die Versandapotheken, die rein theoretisch auf PatientInnen-Daten und Medikamentenplan zugreifen könnten. Das rosafarbene Papierrezept kann ebenfalls einem ähnlichen digitalen Vorgang unterworfen werden und ist nicht zwingend wie das E-Rezept auf den Server der gematik angewiesen. Der Prozess des E-Rezeptes unterliegt nämlich noch immer einem langwierigen Prozess, wegen einiger technischer Hürden.
Quelle: heise.de