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In den Bereichen Medizin sowie Fitness und Gesundheit stehen weltweit mittlerweile 170.000 Apps zum Herunterladen auf das Smartphone zur Verfügung. Nur drei Prozent der Anwendungen bieten allerdings wirkliche Unterstützung, das meinte Dr. Ursula Kramer, Chefredakteurin der Informations- und Bewertungsplattform HealthOn, beim Workshop „Digitale Ernährungsrevolution – Chancen und Risiken“. Mitte Dezember 2015 kamen Experten zu diesem Thema in München zusammen. Im Fokus der Diskussionen standen Schwangere und Mütter. Das Fazit: Insbesondere bei Ernährungs-Apps ist Vorsicht geboten.

Informationen holt sich die Smartphonegeneration nach Aussage der Ernährungsexpertin Dagmar Freifrau von Cramm derzeit im Netz: „Es gibt heute keine Tradition mehr. Die Peergroup ersetzt die Oma oder Tante. Die richtige Musik spielt in den Foren.“ Insbesondere junge Mütter sind betroffen, so die Stiftung Kindergesundheit. Grund ist eine wachsende Unsicherheit, meinte Professor Hannelore Daniel, Leiterin des Lehrstuhls Ernährungsphysiologie an der Technischen Universität (TU) in München. Entscheidungen werden an vermeintliche Experten delegiert. Dieses Expertentum ist aber keineswegs durch die Programmierung einer App belegt. Denn es gibt weder Regulierung noch Kontrolle für die veröffentlichten Informationen. Ein negatives Beispiel von Kramer: „Die zur Babyernährung angebotenen 3.000 Apps sind in der Regel nicht leitlinienkonform und haben auch keinen Nachweis für Ernährungskompetenz.“

Nutzer sollten sich daher nach Meinung der Experten zunächst fragen, welches Interesse hinter dem Angebot steht, insbesondere da 80 Prozent der angebotenen Anwendungen aus dem medizinischen Bereich kostenlos sind. Wird nicht deutlich, wer Hersteller der App ist oder woher die Informationen stammen, sollten die Nutzer Abstand nehmen. Ebenso sollte eine Aufklärung über die Datenschutzrichtlinien einsehbar sein. Eine vertrauenswürdige Anwendung kann für den Nutzer dann auch wirklich hilfreich sein. Durch das Schließen von Wissenslücken oder Motivation zum Beispiel, so Kramer. Die Dienste, zu denen Ärzten oft die Zeit fehlt.

Kommentar: Wie gefährlich blindes Vertrauen in eine scheinbar seriöse App sein kann, hat eine Untersuchung von Pittsburgher Forschern aus dem Jahr 2013 gezeigt. Im Fokus standen Anwendungen, die durch das Fotografieren einer verdächtigen Stelle auf der Haut einen bösartigen Tumor erkennen sollten. Drei der vier vom US-amerikanischen Team untersuchten Krebs-Apps war fehlerhaft und gab in 30 Prozent der untersuchten Fälle Entwarnung, obwohl es sich um maligne Veränderungen handelte. Insbesondere bei Tumoren verringert eine zu späte Behandlung jedoch signifikant die Heilungschancen.

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/adipositas/article/902156/e-health-vorsicht-ernaehrungs-apps.html“] Link zur Quelle (Ärztezeitung)[/ilink]