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Die Bundesärztekammer (BÄK) erfasst seit 2005 Daten über die Abwanderung von in Deutschland ausgebildeten Ärzten ins Ausland – und warnte vor einem drohenden Fachkräftemangel. Eine Zehn-Jahres-Analyse der Landesärztekammer Hessen (LÄK) hat nun gezeigt, dass die Ärzte zwar gehen, aber auch oft wieder zurückkommen. Somit sei eine kontinuierliche Abwanderung nicht das Problem. Zumindest nicht in Hessen.

Als beliebtestes Arbeitsziel gab die BÄK die Schweiz an. Im Jahr 2014 suchten sich 754 der 2.364 in Deutschland ausgebildeten Ärzte hier eine neue Stelle. Die Schweiz ist ihrerseits auch dringend auf der Suche nach ausgebildeten Fachkräften. 2014 hatten 30 Prozent der im Binnenstaat arbeitenden Mediziner einen ausländischen Abschluss. Die Lage scheint sich durch den demografischen Wandel weiter zu verschärfen. Zusätzlich plant der Bundesrat (die helvetische Regierung) erweiterte Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Gesundheitswesen. Im Rahmen der Strategie „Gesundheit 2020“ wird der Personalbedarf voraussichtlich weiter steigen.

Die LÄK Hessen hatte 2005 damit begonnen, die Ärzteabwanderung genauer zu untersuchen. Vor zehn Jahren hatten insgesamt 189 Ärzte das „Certificate of Good Standing“ beantragt, das für einen Arbeitsantritt im Ausland notwendig ist. Im Jahr 2000 waren es dagegen lediglich zehn. Die Kammer war alarmiert und eine Gruppe um Studienautorin Liina Baumann untersuchte daraufhin systematisch Umfang, Dauer und Motivation der Auslandsaufenthalte.

Für das Jahr 2014 verzeichneten die Forscher eine Abmeldung von 59 Mitgliedern der LÄK, 234 Ärzte wanderten jedoch aus dem Ausland nach Hessen ein. Außerdem scheinen die Motive für die Abwanderung sich in den letzten Jahren gewandelt zu haben – ging es in den Jahren 2005 bis 2007 noch rund 60 Prozent um eine bessere Bezahlung, so erhoffen sich dies nun lediglich noch 22 Prozent. Dauerhaft fernbleiben will nur rund ein Drittel der Befragten – zu Anfang der Datenerhebung plante dies noch der Großteil der Auswander. Der Trend müsse trotzdem weiter untersucht werden, meint Baumann. „Es bleibt offen, in welchem Umfang die Zahlen auch eine Folge geänderter Anforderungen der Zielländer sind“, so die Autorin. Die Datenerhebung läuft zunächst weiter.

 Kommentar: Neben dem demografischen Wandel hat sich auch der Patient in den letzten Jahren verändert, das meinte auf jeden Fall die Offenbacher Ärztin Angelika Bayer im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Der Grund für den Ärztemangel sei demnach kein Ärztemangel. Durch die Informationsmöglichkeiten, die das Internet heutzutage bietet, halten sich die Menschen schneller für krank. „Viele Patienten kommen mit Kleinigkeiten, etwa am ersten Tag eines Schnupfens. Am nächsten Tag kommen sie zurück und klagen, dass sie Nase immer noch verstopft sei“, so die Medizinerin. Durchschnittlich 19 Mal im Jahr ginge der Deutsche zum Arzt. Viele der Besuche seien unnötig.

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/903841/hessische-aerzte-ausland-nur-wenige-bleiben-immer.html“] Link zur Quelle 1 (Ärztezeitung)[/ilink]

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/klinikmanagement/article/903751/fachkraeftemangel-schweizer-kliniken-intensiver-arztsuche.html“] Link zur Quelle 2 (Ärztezeitung)[/ilink]