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Laut Finanzexperten steigen aufgrund anhaltend niedriger Zinsen die Investitionen internationaler Kapitalgesellschaften in deutsche Pflegeeinrichtungen, Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Krankenhäuser. Deshalb fordert die Linksfraktion die Einführung eines öffentlich einsehbaren Registers, das u.a. über die Trägerschaft und den Eigentümer der MVZ sowie die erwirtschafteten Gewinne informieren soll. Die Bundesärztekammer (BÄK) begrüßt diesen Vorschlag und fordert weitere Maßnahmen durch die Gesetzgebung.
So sollen beispielsweise die Gründungsbedingungen für MVZ verschärft werden und der Anteil der MVZ an der fachärztlichen Versorgung im entsprechenden Fachgebiet nur 25 Prozent betragen. Ferner fordert die BÄK, dass MVZ fortan in die Pflicht genommen werden sollen, ein breites Behandlungsspektrum anzubieten. Dadurch solle verhindert werden, dass sich Angebote der MVZ nicht auf besonders gewinnbringende Behandlungen beschränken. Durch die Einführung von Einstellungsgrenzen hofft die BÄK, der Bildung von monopolartigen Behandlungszentren entgegenzuwirken zu können. Vertreter der BÄK warnen auch, dass Private Equity-Gesellschaften, die Privatkapital gebündelt in medizinische Einrichtungen investieren, zunehmend die Arbeit von Ärzten zugunsten von Kapitalgewinnen beeinflussen. Aktuell gibt es mehr als 50 solcher Gesellschaften aus dem europäischen Ausland und den USA, die in Gesundheitseinrichtungen in Deutschland investieren, hauptsächlich in den Bereichen Labormedizin, Radiologie, Nuklearmedizin, Dialyse, Augen­heil­kunde und Dermatologie.
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) schloss sich den Forderungen eines Registers für MVZ an. Denn laut Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KBVZ, sind inzwischen bundesweit rund 23 Prozent aller rund 1000 zahnmedizinischen MVZ in Investorenhand, bei denen es oft nur umständlich möglich sei, die jeweiligen Inhaberstrukturen zu erkennen. Zudem steige durch Fremdinvestitionen in den MVZ der wirtschaftliche Druck für Zahnärzte.
Frederik Mühl vom Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften betonte jedoch, dass der Investitionsbedarf durch Faktoren wie demografischer Wandel und Fachkräftemangel kontinuierlich steige. Investitionen durch Private Equity-Gesellschaften könnten laut Mühl dabei die Qualität und Effizienz der MVZ steigern und einen strukturellen Wandel im Gesundheitswesen bewirken. Die Forderung der AfD, die Gründung von MVZ in Zukunft durch Steuermittel zu finanzieren, stößt bei Vertretern der BÄK und KZBV aber auf Ablehnung. So seien laut Eßer hohe Investitionen sowie Fachwissen nötig, über das die meisten Kommunen nicht verfügen. 

Quelle: Ärzteblatt