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Der Corona-Lockdown hat in Deutschland als Folge wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Kollateralschäden produziert, von denen es sich schnell zu erholen gilt. Vor allem die Gesundheit von Herz- und Kreislauf-Patienten hat sehr gelitten, aber auch von Menschen mit Krebserkrankungen, denn 50.000 Tumor-Operationen mussten in der kritischen Zeit der Virus-Verbreitung verschoben werden, damit Betten für schwerkranke Covid-19-Patienten freigehalten werden konnten, das teilt die Deutsche Krebshilfe mit. Verschobene Diagnose- und Therapiemaßnahmen könnten vermehrt zu lebensbedrohlichen Situationen führen, erklärt Präsident Gerd Nettekoven, denn Tumore wuchsen in Zeiten der Hochphase des Lockdowns weiter. Höhere Tumor-Stadien bedeuten allerdings auch, dass es mehr Todesfälle gibt. Danach kann es sogar sein, dass es mehr Todesfälle infolge Corona-Maßnahmen gibt als durch vom Virus ausgelöste Erkrankungen, die tödlich sein können, gibt Hendrik Wolff, habilitierter Facharzt für Strahlentherapie und Radioonkologie im Gemeinschaftszentrum in München zu bedenken. Die Schuld dafür trifft allerdings nicht die Politik, weil niemand, auch nicht renommierte Virologen, wusste, wie sich das SARS-CoV-2-Virus entwickelt und auswirkt. Der Experte auf dem Gebiet der Tumorerkrankungen rät aber dringend zur Rückkehr zur Normalität mit gewohnten Vor- und Nachsorgeuntersuchungen und Behandlungen von Krebserkrankungen, auch weil die Ansteckungsgefahr durch präventive Maßnahmen minimiert wurde. Kleinere Tumore haben eben eine bessere Prognose, erklärt der Mediziner. Dabei ist das frühe Erkennen, vor allem bei schon einmal Erkrankten und bei Formen von Tumoren, die stark wachsen, wie zum Beispiel Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, besonders wichtig. Wolff hält es für dringend notwendig, dass die Verhältnismäßigkeit zwischen der Ansteckungsgefahr durch das Virus und dem Nutzen von medizinischen Untersuchungen und Eingriffen wiederhergestellt wird. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) informiert über die kostenlosen und freiwilligen Screening-Früherkennungsprogramme und welche davon zu welchem Zeitpunkt stattfinden sollten. Hier ein kurzer, aber unvollständiger Überblick: 

Frauen und Männer können sich auf Hautkrebs und Darmkrebs untersuchen lassen. Eine Hautkrebs-Untersuchung wird ab 35 Jahren empfohlen und dann alle zwei Jahre. Darmkrebs-Präventionen auf okkultes Blut im Stuhl oder mit der Koloskopie (Darmspiegelung) je nach Geschlecht ab etwa 50 Jahren. Männer haben zudem Anspruch auf eine Prostatakrebs-Untersuchung ab 45 Jahren und Frauen auf Früherkennungs-Untersuchungen von Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Von 50 bis 69 Jahren werden Frauen zur Mammografie alle zwei Jahre automatisch eingeladen.  Gebärmutterhalskrebs, der durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst wird, ist auch für junge Frauen gefährlich. Ab einem Alter ab 20 Jahren werden demzufolge Abstrich-Untersuchungen des Gebärmuttermundes- und Halses von den Krankenkassen bezahlt.

Andere Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen und Nierenschäden sind aber auch nicht zu vernachlässigen und sollten regelmäßig in einem Vorsorge- und Gesundheits-Check-up abgeklärt werden. Darüber informiert auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ausführlich. 

Quelle: focus.de