Seite wählen

Eine aktuelle internationale Studie in 15 Ländern mit 1.371 Patienten in 44 Herzzentren zeigt, dass ein digitaler Biomarker, den Wissenschaftler der Universitäten München und Göttingen entwickelt haben, anzeigen kann, ob ein sogenannter Defibrillator (implantable cardioverter defribrillator, kurz ICD) sinnvoll ist, um bösartige Herzrhythmusstörungen zu überwachen und im Notfall einzugreifen. Diese Rhythmusstörungen, die zu irreversiblen Hirnschäden und zum Tod führen können, entstehen auch, wenn die Pumpleistung des Herzens eingeschränkt ist. Ärzte bauten bei vielen Herzschwäche-Patienten diesen ICD allerdings oft unnötig ein, wie die Studie zeigte. Nur einige Patienten profitieren von dem kleinen Gerät, das ähnlich wie ein Herzschrittmacher funktioniert und den Herzrhythmus überwacht. Allerdings können falsche Schockabgaben und auch Infektionen nach dem Einbau des Defibrillators entstehen, sodass mit erheblichen Nebenwirkungen und Komplikationen in 25 Prozent aller Fälle zu rechnen ist. Die Wissenschaftler des Deutschen Herzzentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) Professor Axel Bauer, Professor Georg Schmidt und Professor Markus Zabel haben nun belegt, dass ein digitaler Biomarker anhand der Daten eines EKGs herausfinden kann, ob die Implantation eines ICD Sinn macht. Die computerbasierte Methode heißt PRD. PRD steht für Periodic Repolarization Dynamics und kann die Effekte des Stressnerven auf den Herzmuskel sichtbar machen. Bösartige Herzrhythmusstörungen bei vorgeschädigtem Herzen werden dadurch verstärkt. Die Studie EU-CERT-ICD belegte ganz eindeutig den Nutzen der EKG-Methode, die nicht-invasiv und damit ungefährlich und schonend für Patienten mit Herzschwäche ist. Anhand der Probanden mit 24-Stunden-EKG und anschließender statistischer Analyse zeigte sich nämlich, dass Patienten mit erhöhter PRD von einer Implantation eines ICD am meisten profitieren, weil der kleine Defibrillator bei diesen Patienten die Sterblichkeitsrate senkt. Umgekehrt nutzt ein Einbau bei Patienten mit niedriger PRD wenig. Die Forscher hoffen deshalb auf eine klinische Anwendung schon in naher Zukunft.

Quelle: www.e-health-com.de