Seite wählen

Was teuer ist, ist nicht automatisch auch gut: Nur weil ein Land viel Geld in das Gesundheitssystem investiert, heißt das nicht, dass die Menschen dort länger oder gesünder leben. Dies ist das Ergebnis einer niederländischen Studie, die jüngst veröffentlicht wurde.

Auch unsere Nachbarn in den Niederlanden kennen das Problem steigender Gesundheitsausgaben. Nach umfassenden Reformen stiegen dort die Ausgaben zwischen 2002 und 2007 ungewöhnlich stark von acht auf knapp zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Es wäre beruhigend zu wissen, dass mehr Geld für die Gesundheitsversorgung auch hieße, dass die Bevölkerung tatsächlich gesünder ist. Dies ist aber leider ein Trugschluss, zu diesem ernüchternden Ergebnis kam erst kürzlich ein deutsch-niederländisches Forscherteam der Universitäten Rotterdam und Rostock.

Dem Team fiel auf, dass die Sterberate in den Niederlanden seit 2002 rapide gesunken ist. Um herauszufinden, ob die niedrigere Sterberate ein Resultat gestiegener Gesundheitsausgaben ist, griffen die Forscher auf Daten zurück, die regelmäßig im Rahmen einer niederländischen Gesundheitsbefragung anfallen. Sie verglichen dabei eine Kohorte aus dem Jahr 2001 / 2002 mit iener aus dem Jahr 2007 / 2008. Jede Kohorte wurde in vier Gruppen eingeteilt, abhängig davon ob die Personen an einer oder mehreren chronischen Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes) und / oder potentiell lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs litten. Zusätzlich wurden die Häufigkeit der Arztbesuche sowie verordnete Arzneimittel erfasst. Im Vergleich zeigte sich, dass die Sterblichkeit der Gruppe der Schwerkranken am stärksten gesunken ist. Die Forscher konnten allerdings nicht identifizieren, ob ein verbessertes Versorgungsangebot Ursache für die gesunkene Sterblichkeit ist. Bei den übrigen Gruppen konnte keine Senkung der Sterberate festgestellt werden. Stattdessen ist sie in der Gruppe der Personen mit mehr Arztbesuchen und verschriebenen Arzneimitteln sogar gestiegen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Epidemiology and Community Health veröffentlicht.

Kommentar: Man sollte meinen können, dass ein Zugang zu mehr Gesundheitsleistungen mit einem verbesserten Gesundheitsniveau der Bevölkerung einhergeht. Dass gerade die Menschen, die diese Leistungen besonders häufig in Anspruch nehmen (können), eine höhere Sterberate aufweisen, ist in der Statistik als sogenanntes „Health Care Paradox“ bekannt. Die Forscher vermuten, in der vorliegenden Studie statistische Störfaktoren, die zu diesem Phänomen führen, nicht ausgeschaltet zu haben. Daher mahnen sie, die Ergebnisse nicht so zu lesen, dass eine verbesserte Versorgung per se die Sterblichkeit erhöht. Stattdessen sei weitere Forschung in diesem Gebiet notwendig.

[ilink url=“http://jech.bmj.com/content/early/2015/01/22/jech-2014-204905″] Link zur Quelle (Journal of Epidemiology and Community Health)[/ilink]