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Einigkeit im Rechtsstreit: Die Uni Köln darf ihren Geheimvertrag mit Bayer weiter unter Verschluss halten. Der Geschäftsführer der Initiative „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ versucht seit einigen Jahren schon eine Offenlegung des geschlossenen Vertrages zwischen dem deutschen Pharmaunternehmen aus Leverkusen und der Universität Köln zu erreichen. Seiner Meinung nach muss verhindert werden, dass die Forschung ausschließlich den Interessen großer Unternehmen dient und negative Forschungsergebnisse in der Schublade verschwinden. Diesen Verdacht hegte er ebenso im vorliegenden Fall. Nachweisen ließ er sich jedoch nicht, denn die Uni und das Pharmaunternehmen verweigerten ihm den Vertragseinblick. Es gebe nichts zu verheimlichen, man wolle nur seine Betriebsgeheimnisse und internen Daten schützen. Das Oberverwaltungsgericht Münster fällte nun in zweiter Instanz das Urteil und entschied zugunsten von Uni und Bayer.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge flossen 2011 mindestens 6,3 Milliarden Euro von privaten Geldgebern in Hochschulforschungsprojekte. Anderen Quellen zufolge sollen es sogar weit über 10 Mrd. Euro gewesen sein.

Kommentar: Dieses Urteil wird zu einer großen Erleichterung in der restlichen Unilandschaft geführt haben, denn viele Hochschulen und Universitäten haben ähnliche Verträge geschlossen. Die wenigsten geben Details darüber bekannt, welche Unternehmen wie viel Geld für welche Dienstleistung oder Kooperationen zahlen. Denn es gilt immer noch gesetzlich der Grundsatz der Forschungsfreiheit und dieser beinhaltet, dass sich Universität oder Wissenschaftler ihre Vertragspartner selber wählen können. Zudem könnte eine Offenlegung der Ergebnisse zu einem Wettbewerbsnachteil führen, indem sich andere Unternehmen die teure Forschung sparen und direkt die Ergebnisse verwerten. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, ob die Geheimhaltung der einzige Weg ist, um die Freiheit von Lehre und Forschung zu gewährleisten.

Dennoch ist das gesamte Unterfangen kritisch zu beobachten, denn die Einflussnahme einzelner Konzerne durch die Bereitstellung eigener Manager als Hochschulräte hat in den letzten Jahren zugenommen. Das neue Internetportal „hochschulwatch.de“ versucht ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, indem dieses gebündelt aufzeigt, welche Manager aus der freien Wirtschaft offiziell von Unis berufen werden. Das Portal listet umfassend auf, welche Unternehmen in welchen Hochschulräten vertreten sind. Ferner wird deutlich, welchen Einfluss die Mitglieder ausüben können: Oft wählen sie den Rektor, beraten die Hochschulen in wirtschaftlichen Fragen und entscheiden sogar über die Einrichtung oder Abschaffung von Studiengängen. Insofern stellt sich auch hier die Frage, wie frei Forschung und Lehre noch unter diesem Einfluss sind.

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