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Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung wird Mitte November in Bremen auf der Fachmesse Compamed Implantate präsentieren, die sich im Körper vollständig abbauen. Gegenwärtig wird noch Stahl, Titan oder auch Kunststoff implantiert. Nach der Heilung der eigentlichen Verletzung ist dann für den Patienten eine Operation nötig, bei der das Implantat dann wieder entfernt wird. Diese Nach-OP kann Patieten aufgrund der innovativen Implantatmaterialien erspart werden, da diese sich selbstständig nach einiger Zeit im Körper abbauen.

Zur Demonstration werden die Fraunhofer Wissenschaftler einen Schulteranker aus Pulverspritzguss vorstellen, durch den sich abgetrennte Sehnen am Knochen befestigen lassen. Mehrer Laborversuche haben letztlich zu der optimalen Zusammensetzung des Schulterankers geführt: Der Schulteranker besteht zu 60 Prozent aus Eisen und zu 40 Prozent aus Keramik. Der Schulteranker ist damit innerhalb von ein bis zwei Jahren vom Körper resorbiert.
Bei einem künstlichen Hüftgelenk wird man sicher weiterhin auf metallische Legierungen wie Titan setzen, da eine besondere Verschleißfestigkeit gewährleistet sein muss. Idealerweise ist bei den Implantaten des Fraunhofer Instituts der Grad des Abbaus, die sog. Degradation, so an das Knochenwachstum angepasst, dass Abbau des Implantats und Knochenaufbau ineinandergreifen. Die Herausforderung bei der Herstellung abbaubarer Implantate liegt darin, dass sie während des kompletten Heilungsprozesses mechanisch stabil genug sein müssen, um den Knochen zu fixieren. Zugleich dürfen sie keine allergene Wirkung haben und Entzündungen hervorrufen.

Unter diesen Gesichtspunkten eignen sich nach den Forschungsergebnissen der Fraunhofer Wissenschaftler am besten Metall-Keramik-Komposite auf Basis einer Eisenlegierung mit Beta-Tricalciumphosphat (TCP) als keramische Komponente. Philipp Imgrund vom Fraunhofer Institut erläutert dazu, dass Eisenlegierungen langsam korrodieren und für hohe mechanische Festigkeiten sorgen, während Keramik sich schnell zersetzt, das Knochenwachstum anregt und das Einwachsen des Implantats begünstigt.

Kommentar: Die Compamed als Fachmesse für den Sektor innovative Medizintechnik findet vom 12. bis zum 15. November 2014 in Düsseldorf statt. Bei genauer Betrachtung der Sparte fällt auf, dass sich innerhalb des Segments Medizintechnik immer mehr Spezialbereiche entwickeln und immer hochwertige Produkte darauf warten, sich am Markt zu etablieren. Als Beispiele seien neben der hier vorgestellten Implantattechnik auch die Bereich der Software, Krankenhaus-IT und Sensortechnik, die Hörgerätetechnik und Bildgebungsverfahren genannt.

[ilink url=“http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/60735/Medica-Wissenschaftler-stellen-abbaubare-Implantate-vor“] Link zur Quelle (aerzteblatt)[/ilink]