Prof. Dr. Burkhard Sievers, Buchautor und Klinikdirektor des Sana Klinikums in Remscheid, stellt die Wichtigkeit von geschlechtsspezifischer, individualisierter und personalisierter Medizin heraus und will die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, denn Frauen müssen medizinisch anders betrachtet werden.
Der Spezialist für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin erklärt, dass beim weiblichen Geschlecht andere biologische, psychologische und soziale Aspekte beachtet werden müssen, wie zum Beispiel andere Risikofaktoren und der Körperbau von Frauen.
Sievers wünscht auch eine Differenzierung der medizinischen Leitlinien, damit Frauen von Vorteilen profitieren und medizinisches Personal von Fehlern lernt.
Gendermedizin hat sich in den USA bereits etabliert, deshalb will der Experte auch hierzulande Curricula im Medizinstudium und Ausbildungsgänge medizinischer Fachberufe anpassen. Zu diesem Zweck hat er ein Gender-Herz-Zentrum gegründet, denn Frauen haben zum Beispiel andere Herzinfarkt-Symptome mit Luftnot und Leistungsschwäche als Männer. Im Sana Klinikum erhält deshalb jede Patientin/jeder Patient eine eigene fachabteilungsübergreifende Differentialdiagnostik.
Die anschließende Therapie berücksichtigt die richtigen Medikamente in entsprechender Dosierung, damit eine Standard-Wirkmenge durch eine angepasste Dosis oder alternative Substanzen ersetzt werden kann, die weniger Nebenwirkungen auslöst.
Fachspezifische gendermedizinische Inhalte fordert der Fachmann auch für Schulungen und Trainingseinheiten mit geschlechterspezifischen Inhalten von medizinischem Personal zur Fehlebehebung und für einen Lerneffekt.
Frauen haben zum Beispiel deutlich häufiger Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, erklärt Sievers, der in Kliniken die Gendermedizin etablieren will, damit Frauen von einer verbesserten Prognose bei reduziertem Beschwerdebild profitieren können und Therapien Zufriedenheit bei PatientInnen und Patienten hervorrufen.
Quelle: hcm-magazin.de