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Berechnungen des Ökonomen und Gesundheitsexperten Thomas Drabinski zufolge drohe den deutschen gesetzlichen Krankenversicherungen ohne neue Geldquellen bald ein riesiges Defizit. Wenn keine Rücklagen gebildet werden, würden den Kassen bis zum Jahre 2060 etwa 1.128 Mrd. Euro fehlen. Die Summe könne noch viel höher ausfallen, wenn man den Standard der heutigen Versorgung halten wolle.

Um die benötigten rund 14 Mrd. Euro jährlich zu erzielen schlägt Drabinski mehr Eigenvorsorgen, Zuschläge für Kinderlose wie auch mehr Steuerzuschüsse vor. Ebenso ist er der Meinung, dass die private Krankenversicherung erhalten bleiben sollte. Hier sollte jedoch, anders als gegenwärtig, für jeden Kunden eine individuelle Altersrückstellung errechnet werden, wobei die Versicherten Mitteilungen darüber erhalten sollen.

Der Leiter des Kieler Instituts für Mikrodaten-Analyse sieht die Gründe für das drohende Billionenloch zum einen darin, dass die geburtenstarken Jahrgänge von 1953 bis 1970 zu wenig Kinder bekommen hätten, um das Verhältnis zwischen Beitragszahler und Rentenbeziehern weiterhin stabil zu halten. Hinzu komme, dass die ersten dieser Jahrgänge in etwa fünf Jahren bereits in Rente gehen und das Missverhältnis zu den verbleibenden Erwerbstätigen beginnt sich zu verstärken.

Kommentar: Neben Thomas Drabinski beschäftigen sich viele Weitere Ökonomen und Gesundheitswissenschaftler mit dieser Problematik. Nicht alle teilen die Ansicht, dass die private Krankenversicherung weterhin bestehen bleiben soll. CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn beispielsweise ist der Ansicht, dass diese abgeschaffen werden sollte und nennt hierbei das Kassensystem der Niederlande als Vorbild für Deutschland. Auch der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen spricht sich für ein einheitliches System nach niederländischem Vorbild aus, in welchem die Unterschiede zwischen privaten und gesetzlichen Anbietern im Jahr 2006 durch eine Reform abgebaut wurden.

Zum Hintergrund: Der demografische Wandel hat Einfluss auf zahlreiche politische und ökonomische Themenbereiche. Insbesondere hinsichtlich der Finanzierung unseres Gesundheitssystems muss dieser Wandel berücksichtigt werden. Immer niedriger werdende (seit den 1970er Jahren) Geburten- und Sterbeziffern lassen den Altersquotienten steigen, welcher das Verhältnis von Menschen im nicht mehr erwerbstätigen Alter (meist > 65 Jahre), zu jenen im erwerbsfähigen Alter (meist zwischen 15 und 64 Jahren), angibt. Der Anteil der älteren Menschen nimmt somit stetig zu, was neue individuelle Bedürfnisse hervorruft, worauf rechtzeitig und in geeigneter Weiser reagiert werden muss.

[ilink url=“http://www.welt.de/wirtschaft/article118779054/Den-Krankenkassen-droht-ein-Billionenloch.html“] Link zur Quelle (welt.de)[/ilink]