Der Gesundheitsexperte und CDU-Politiker Hendrik Streeck, auch als Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung aktiv, führt die Kostenexplosion im Gesundheitswesen auf Bagatellbesuche von PatientInnen bei Ärzten und ÄrztInnen zurück. Seiner Meinung nach müssten notwendige Leistungen für alle von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bezahlt werden, nicht hingegen jedoch überflüssige Maßnahmen, die von Notwendigen und Sinnvollen zu trennen seien. Damit die Beitragssätze nicht noch weiter steigen und die 20 Prozent-Marke erreichen, spricht sich Streeck nicht für eine „All-Inclusive-Dienstleistung des Staates“ aus und will eine „unsolidarische Vollkasko-Mentalität“ durch mehr Selbstbeteiligung von Patientinnen ersetzen.
Der Experte setzt dabei in erster Linie auf Prävention und einen gesunden Lebensstil als Anreize, um das Gesundheitssystem nicht noch weiter zu belasten, denn ein europaweiter Vergleich zeigt, dass Deutschland im Ranking „Anzahl der Arztbesuche“ ganz vorne zu finden ist. Es gibt es jedoch viele Kritiker in den Reihen der SPD, Grünen, Linken und der Gewerkschaft Verdi, die die Meinung Streecks nicht teilen und die Gründe für die hohen GKV-Defizite im stationären Bereich, bei den Ausgaben für Arzneimittel und bei Fehlanreizen für Leistungserbringer sehen. Die Linken halten das „Brüllen“ nach mehr Selbstbeteiligung für fragwürdig und einen Angriff auf das Solidarprinzip. Auch Verdi glaubt, dass die Realität anders aussieht und greift Hendrik Streeck wegen der Härte von unsozialen Zusatzkosten an. Von Seiten der Privaten Krankenversicherung (PKV) hingegen erntet der Mediziner und Virologe Lob, weil Selbstbehalte in der PKV an der Tagesordnung sind. Sie zwingen PrivatpatientInnen hierzulande zu kostenbewusstem Verhalten und Eigenverantwortung.
Quelle: aerzteblatt.de