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Momentan diskutieren in Großbritannien Experten verschiedener medizinischer Bereiche, ob Übergewicht (Adipositas) in der britischen Gesellschaft als Krankheit anzusehen ist. Es gibt Pro und Contra-Argumente. In Deutschland ist das Thema noch nicht in der öffentlichen Debatte, obwohl jeder Zweite übergewichtig (BMI 25-30) oder sogar fettleibig ist (jeder Sechste: BMI gößer 30). Portugal und auch die US-Ärzteorganisation AMA haben Übergewichtige schon länger als krank eingestuft, auch weil es 200 Genvarianten gibt, die die Regulation von Hunger und Sättigung negativ beeinflussen und so Folgekrankheiten ausgelöst werden. Auch die Umwelteinflüsse durch Stigmatisierung und Diskriminierung der Betroffenen tragen zu dem Dilemma bei. Wenn Übergewicht laut einiger Expertenmeinungen als krank gelten würde, dann würden sich Betroffene auf Behandlungen schneller einlassen. Diese Auffassung halten andere Wissenschaftler allerdings eher für gefährlich, da Ärzte und Pharmaunternehmen profitieren würden. Auch die Motivation zu mehr Bewegung und Essen mit geringerer Energiedichte wäre bei den meisten übergewichtigen Menschen nicht gegeben, falls Übergewicht als Krankheit angesehen würde. Jeder Einzelne muss auf seinen Ernährungsstil achten und darauf, dass er sich genügend bewegt. Allerdings macht auch die Contra-Seite Regierungen, Gesundheitsdienste und Lebensmittelhersteller dafür verantwortlich, dass so viele Menschen von Übergewicht betroffen sind und sich vielleicht alleine gar nicht helfen können. Wichtig ist jedoch nicht, wer Recht hat und dass Übergewicht als Krankheit anerkannt wird, sondern dass die Motivation, auch der Gesellschaft, dazu führt, dass Menschen abnehmen oder erst gar nicht dick werden. Dies bedeutet, dass sowohl gesellschaftliche Veränderungen nötig sind als auch Steigerungen der Motivation jedes Einzelnen, der unter Übergewicht leidet, damit auch Folgeerkrankungen wie Diabetes ausbleiben. 

Spiegel.de