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Seit der Lockerung des Fernbehandlungsverbots wetteifern große Klinikkonzerne wie Fresenius, Asklepios oder die Rhön-Kliniken um Patienten, die Diagnosen per Video, App oder Telefon erhalten sollen. Der DAX-Konzern Fresenius hat bislang damit angefangen, einen Beratungsdienst über die Gemeinschaftsfirma Helios Dialogue zu gründen, damit Patienten ein Arztbesuch im herkömmlichen Sinn erspart bleibt. Gesundheitliche Beschwerden werden dann über eine digitale Plattform von einem Arzthelfer abgefragt, der dann entscheidet, wie weiter verfahren wird. Fresenius ist guter Dinge, dass mit der Kooperation des kanadischen Start-ups Dialogue effizientere Prozesse, ein besserer Service und vor allem das gezielte Leiten von Patientenströmen möglich ist. 86 Kliniken und 126 medizinische Versorgungszentren sollen bei den telemedizinischen Beratungen mitziehen, um eine bessere Auslastung zu erfahren. Laut einer aktuellen Umfrage unter 1.000 Befragten der Beratungsgesellschaft BCG, sind 87 Prozent der Deutschen für Online-Diagnosen, zumindest jedoch bei leichterem Krankheitsbild, offen. 20 Prozent aller Arztbesuche könnten durch telemedizinische Beratung ersetzt werden, das jedenfalls schätzen Ärzte so ein. Aber nicht nur der größte private Klinikbetreiber Fresenius möchte in den Markt drängen, auch der zweitgrößte, die Asklepios Kliniken. Hier steht auch die Effizienz von niedergelassenen Ärzten und Klinik-Ärzten im Vordergrund. Es wird sich zeigen, welche der beiden großen Klinikketten die Finanzkraft hat, um eine Software-Lösung zu entwickeln, die sich am Ende durchsetzt, denn laut Experten werden nur wenige digitale Portale überleben können. Zudem gibt es noch einen dritten Mitbewerber im Telemedizin-Markt, die Rhön-Kliniken, die in der zweiten Jahreshälfte mit dem Schweizer Unternehmen Medgate eine Gemeinschaftsfirma gründen wollen und um Patienten werben werden. Auch über betriebsärztliche Dienste für Mitarbeiter von Firmen wird nachgedacht. Die Branche erhofft sich vom telemedizinischen Durchbruch einen zweistelligen Milliarden-Umsatz, zumal Bundesgesundheitsminister Spahn die Honorare für Privatpatienten und Kassenpatienten angleichen will.

Quelle: www.deutsche-apotheker-zeitung.de