Seite wählen

Es gibt viele Menschen, Schätzungen gehen von 20 Prozent aus, die als hochsensibel gelten. Dabei ist der Begriff Hochsensibilität nicht genau definiert. Auch gilt Hochsensibilität nicht als Krankheit und muss behandelt werden. Diese Menschen reagieren einfach nur ungewöhnlich stark auf Reize ihrer Umgebung und brauchen dann mehr Ruhephasen. Diese Theorie ist jedoch umstritten und wird von Wissenschaftlern angezweifelt. Allerdings forscht die Diplom-Psychologin Dr. Sandra Konrad, die an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg arbeitet, gerade an dem Beweis der wissenschaftlichen Theorie, die von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron in den 90er Jahren aufgestellt wurde. Vier Indikatoren für dieses Persönlichkeitsmerkmal gibt es demnach: Die Betroffenen haben eine niedrige sensorische Reizschwelle, reagieren sehr schnell und sehr stark darauf, verarbeiten Reize tiefer und vermeiden auch reizintensive Situationen ihrer Umgebung. Sie reagieren in Menschenmassen äußerst sensibel auf Geräusche und vor allem Gerüche. Ihre emotionale Ansprechbarkeit gegenüber äußeren Reizen ist erhöht, sowohl im positiven Sinn als auch im negativen. Allerdings sollte Hochsensibilität nicht mit einer Angststörung verwechselt werden, denn dieses Krankheitsbild äußert sich ebenfalls in einer Überreizung und nicht verarbeiteten Informationsflut. Aron hat einen Fragebogen erstellt, der aber über Selbstbeschreibungen nicht hinaus geht. Daher wurden von Fachleuten auf diesem Gebiet Studien mit Hilfe von MRT-Aufnahmen des Gehirns von hochsensiblen Menschen ausgewertet, die zeigen, dass bestimmte Areale stärker aktiviert sind. Danach können Hochsensible Situationen stärker wahrnehmen als der Rest der Bevölkerung. Auch zeigen sich bei Hochsensiblen in der Persönlichkeitsstruktur bestimmte Muster: So sind diese Menschen offen für neue Erfahrungen, gleichzeitig aber introvertiert und tendenziell emotional instabil. Sie preschen nicht vor, sondern warten und wägen ab, bevor sie handeln. Außerdem reagieren sie beispielsweise emotionaler, indem sie bestimmte, für sie schöne Situationen viel stärker auskosten und genießen. Wird ihnen alles zufiel, ziehen sie sich zurück und meiden reizintensive Situationen, indem sie zum Beispiel malen. Betroffenen sei lediglich empfohlen, regelmäßig Ruhephasen einzulegen, um nicht an Reizüberflutung leiden zu müssen. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob die Umwelt und ihre immer komplexer werdenden Reize für solche Persönlichkeitsmerkmale der Auslöser sind. Deshalb muss auch nicht unbedingt eine Hochsensibilität hinter der Wahrnehmung mit Überreizungsreaktion stecken, vermuten einige Wissenschaftler. Weitere Studien müssen mehr Licht ins Dunkel bringen.  

Quelle: Apotheken-Umschau