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Um im Alltag zurechtzukommen und am sozialen Leben teilzuhaben, benötigen immer mehr Menschen Hörgeräte. Nicht nur die Nachfrage steigt: Heutige Systeme haben mit den unansehnlichen, großen Geräten der Vergangenheit kaum noch etwas gemein. Digitale Hörgeräte sind heute optisch unauffälliger und leistungsfähig wie nie zuvor. Das schlägt sich allerdings auch im Preis nieder. Das bestätigte das kürzlich veröffentlichte Finanzergebnis der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Ausgaben der Kassen für Hörgeräte sind so hoch wie nie.

Die Ausgaben für Hilfsmittel stiegen im Jahr 2014 um 8,2 Prozent. Dafür ist insbesondere die Hörgeräteversorgung verantwortlich. Im Zuge eines Urteils des Bundessozialgerichts im November 2013 haben die Krankenkassen die Festbeträge für Hörhilfen bei hochgradig schwerhörigen Personen nahezu verdoppelt. Dadurch sollten Versicherte finanziell entlastet sowie die Leistungsanforderungen an Hörgeräte erhöht werden. Obwohl Krankenkassen mit Hörgeräteakustikern mittlerweile zum Teil günstigere Sonderverträge abgeschlossen haben, sind die Ausgaben in diesem Leistungssegment um rund 380 Mio. Euro bzw. 65 Prozent gestiegen.

Angaben der Krankenkasse hkk zufolge zahlen Patienten dennoch weiterhin hohe Eigenanteile für Hörgeräte. Zwar sei der Anteil der im Rahmen des Gesundheitsreports „Hörhilfen: Ergebnisse einer Versichertenbefragung“ Befragten, die einen Eigenanteil leisten, nach der Festbetragserhöhung von 80,6 auf 74,1 Prozent gesunken. Allerdings zahlen laut Ergebnis der hkk immer noch knapp 40 Prozent einen Eigenanteil zwischen 500 und 2.000 Euro. Insbesondere für Rentner stelle das eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Lediglich im Hochpreis-Segment mit Eigenanteilen über 2.000 Euro sei der Anteil deutlich von 25,5 auf 13,7 Prozent gesunken. Dr. Christoph Vauth, hkk-Bereichsleiter für Versorgungsmanagement, erklärt: „Seit Erhöhung der Festbeträge für Hörgeräte verzeichnen wir Ausgabensteigerungen von fast 60 Prozent. Trotzdem zahlen Hörgeräteempfänger immer noch überproportional zu.“

Kommentar: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts beurteilen durchschnittlich 20 Prozent der Bevölkerung ihre Hörfähigkeit als eingeschränkt. Bei den über 65-jährigen hören nur noch 59 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen ohne Schwierigkeiten. Bis zu 500.000 Versicherte werden pro Jahr versorgt. In 2012 wurden 900.000 Hörgeräte in Deutschland verkauft. Der Markt gilt  als Wachstumsmarkt. Das haben auch Branchenfremde erkannt. So verkauft beispielsweise der Optiker Fielmann inzwischen auch Hörgeräte und macht damit Hörgeräte-Ketten wie Geers und Kind Konkurrenz.

[ilink url=“http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Pressemitteilungen/2015/2015_01/150304-07__PM_1_bis_4_Qu_2014.pdf“] Link zur Quelle (BMG)[/ilink]