Seite wählen

Das Exoskelett „HAL“ des Herstellers Cyberdyne hat in Japan die Zulassung als Medizinprodukt erhalten. Nun beantragte der Hersteller eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Dadurch könnten zahlreiche gelähmte Patienten zum ersten Mal wieder aufrecht gehen.

Am 25. November erkannte das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales das Exoskelett offiziell als Medizinprodukt an. Bei dem System „Hybrid Assistive Limb“ (HAL) handelt es sich um ein nervengesteuertes Exoskelett, das in der Rehabilitation von Menschen eingesetzt wird, die aufgrund von Rückenmarksverletzungen gelähmt sind. Das System erkennt verbliebene neuromuskuläre Restimpulse über Sensoren und setzt sie in Kraftimpulse und für die gewünschte Bewegung um. Ziel ist eine zunehmende Aktivierung der Muskelimpulse und damit verbunden auch eine neuronale Rückkopplung. Dieser Feedback-Effekt könne therapeutische Erfolge erzielen, so Cyberdyne. Studien hätten gezeigt, dass Patienten, die mit HAL behandelt wurden, ein deutlich verbessertes Gehvermögen zeigten. Teilweise sei sogar ein Gehen ohne Gehstützen möglich.

HAL wurde für die Therapie acht neuromuskulärer Erkrankungen zugelassen, darunter die spinale Muskelatrophie, Muskeldystrophie sowie die distale Myopathie. Im Anschluss wurde am 3. Dezember ein Antrag auf Kostenübernahme durch die staatliche Krankenversicherung eingereicht.  Das Exoskelett HAL ist in Europa bereits als Medizinprodukt zugelassen.

Kommentar: Ende 2014 gab Branchenprimus ReWalk Robotics bekannt, dass eine große deutsche Krankenkasse erstmals die Kosten für ein Exoskelett für die persönliche Nutzung erstattet hat. In der vom Hersteller herausgegebenen Pressemeldung wurde allerdings weder die Kasse namentlich erwähnt, noch Auskunft darüber gegeben, ob es sich um einen Einzelfall oder eine Grundsatzentscheidung handelt. Anzunehmen ist ersteres, da die Kosten für ein derartiges System inklusive Anpassung und Wartung in die Zehntausende gehen. So sehr Exoskelette die Lebensqualität von gelähmten Patienten erhöhen können, so sehr stehen die Kosten doch den Sparbemühungen der Kassen entgegen. Daher werden auch in Zukunft wohl nur wenige Patienten, vermutlich nach langen juristischen Auseinandersetzungen und Einzelfallentscheidungen, von einer Kostenübernahme profitieren können.

[ilink url=“http://ccr-deutschland.de/2015/12/10/japan-zulassung-des-hal-for-medical-use-als-medizintechnisches-geraet/“]vLink zur Quelle (Japan Times) [/ilink]