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Google ist nicht nur die weltbekannte Suchmaschine, das Unternehmen hat seine Finger auch in den unterschiedlichsten Industriezweigen im Spiel. Im Bereich Medizin sind die Projekte zur Entwicklung einer Kontaktlinse oder von OP-Robotern bereits allgemein bekannt. Doch damit gibt sich Google längst nicht zufrieden. Erklärtes Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung durch technologische Innovationen zu revolutionieren. Zwei aktuelle Beispiele zeigen deutlich, wie ernst es Google damit ist.

So will Google die Welt barrierefrei machen

Im Frühjahr 2015 rief Google einen Ideenwettbewerb zum Thema Barrierefreiheit im weitesten Sinne aus. Im Rahmen der „Google Impact Challenge: Disabilities“ konnten Non-Profit-Unternehmen Vorschläge für Technologien einreichen, die den Alltag von Menschen mit Behinderungen positiv verändern können.

Insgesamt erreichten Google Konzepte von mehr als 1.000 Organisationen aus 88 Ländern. 30 davon kürte das Unternehmen zu Gewinnern, darunter Prothesen, die mit 3D-Druck hergestellt werden, ein günstiges Diagnosegerät, mit dem Ärzte in Entwicklungsländern Hörverlust diagnostizieren können sowie Apps, die Blinden oder Rollstuhlfahrern die Navigation im Alltag erleichtern sollen.

Google unterstützt die Projekte nicht nur finanziell mit insgesamt 20 Mio. Dollar, sondern sorgt auch dafür, dass die Ideen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zudem liegt die Vermutung nahe, dass sich der als recht übernahmefreudig geltende Konzern zukünftige potenzielle Kandidaten unter die Lupe nimmt.

Nach Ansicht von Google könnte auch die medizinische Versorgung in Notfällen eine Frischzellenkur vertragen. Gerade wenn es auf jede Minute ankommt, könnten neue Technologien entscheidende Vorteile bringen. Mit einer neuen Erfindung, für die bereits ein Patent angemeldet wurde, will Google in medizinischen Notfällen die Zeit bis zum Eintreffen von Rettungswagen und Notarzt überbrücken.

Drohne für den Notfall

Ab 2017 sollen bestimmte, Arzneimittel medizinische Geräte per Drohne oder Self Driving Car zum Ort des Notfalls transportiert werden. Kern des Patents ist ein Gerät, mit dem sich dringend benötigte Medikamente und Geräte einfach per Knopfdruck bestellen lassen.  Laut Patentantrag zählen Defibrillatoren, Epi-Pens, Insulin oder Erste-Hilfe-Sets zum Angebot.

Das Gerät kann in großen Häuserkomplexen, Bürogebäuden, Einkaufszentren, Universitäten und generell Umgebungen, in denen sich viele Menschen aufhalten, eingesetzt werden. Schon heute finden sich in zahlreichen Einrichtungen Notfall-Defibrillatoren, die von Laien bedient werden können und im Notfall Leben retten. Die Google-Erfindung könnte auch in Notfällen wie allergischen oder hypoglykämischen Schocks hilfreich eingesetzt werden. 

Eine ähnliche Idee verfolgen auch andere Unternehmen. Hier zeigt sich der immense Einfluss von Google. Beispielsweise untersucht der Paketdienstleister DHL in einem Forschungsprojekt die Machbarkeit der Arzneimittelzustellung per Drohne auf der Nordseeinsel Juist sowie in Bayern zwischen Reit im Winkl und der Winklmoosalm. Auf Juist versorgte eine Drohne, der DHL-Paketkopter, zwischen September und Dezember 2014 in dringenden Fällen Inselbewohner mit notwendigen und eiligen Medikamenten. Besonders in Zeiten, in denen es keine reguläre Fähr- oder Flugverbindung gab, flog der Paketkopter die Strecke von zwölf Kilometern zwischen Festland und Insel im Rahmen der Eil- und Notfallversorgung. Der Flug fand vollkommen autonom statt.

Wie schnell derartige Entwicklungen den Weg in den Versorgungsalltag finden lässt sich nur grob schätzen. Die notwendige Technik und Infrastruktur ist bereits vorhanden, jetzt müssen Gegenargumente im Stil von „das war schon immer so und soll auch so bleiben“ entkräftet werden. Auch die Kostenfrage steht in finanziell angespannten Gesundheitssystemen im Raum. Doch sobald nachgewiesen werden kann, dass Innovationen Kosten sparen können, finden sich in der Regel zahlreiche Befürworter. Wenn dann nicht die Bürokratie in die Quere kommt, stehen die Chancen gut, dass bald schon die Drohne das Aspirin nach Hause bringt.