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Ein Stoma kann Patienten zwar ein vergleichsweise normales Leben ermöglichen und muss nicht zwangsläufig zu Einschränkungen führen. Von den unschönen Problemen, die eine Stomaversorgung mit sich bringen kann, hört man dagegen weniger. Michael Seres, der selbst seit Jahren ein Stoma trägt, bricht nun das Schweigen zu diesem Tabuthema. Er entwickelte einen Sensor, der am Stomabeutel befestigt wird und Alarm schlägt, wenn dieser gewechselt werden muss.

Häufig wird vergessen, dass Stoma-Patienten „da unten“ keine Nervenenden besitzen. Sie merken schlicht und einfach nicht, wenn sie in den Stomabeutel urinieren oder defäkieren. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob der Beutel gewechselt werden muss, ist nachzuschauen. So kann es dazu kommen, besonders nachts im Schlaf, dass der Beutel zu spät gewechselt wird. Auch bettlägerige, verwirrte oder multimorbide Patienten können sich oft nicht mehr eigenständig melden, wenn ein Wechsel vorgenommen werden muss. Läuft ein Stoma über, kann Urin oder der Darminhalt unter die Platte laufen und dort Infektionen verursachen.

Seres wollte sich damit nicht abfinden und entwickelte das System „Ostom-i“, das Ostomie-Patienten anzeigt, wann es Zeit wird, den Beutel zu wechseln. Es besteht aus einem Sensor, der an jedem Stomabeutel befestigt werden kann sowie einer speziellen App. Der Sensor sendet über Bluetooth den aktuellen Füllstand an die App. Der Nutzer kann einstellen, bei welchem Füllstand er eine Warnung erhalten will. Der Ostom-i Alert Sensor kann in Kürze auch in Deutschland zum Preis von rund 55 Euro bestellt werden. Die Lebensdauer des Sensors bzw. des Akkus wird mit drei Monaten angegeben. Die Erstattungssituation ist noch nicht geregelt, wobei fraglich ist, ob Kassen die Kosten für den Sensor erstatten werden.

Nicht nur für den privaten Bereich, sondern besonders auch für das klinische- oder Pflegeumfeld ist die Innovation interessant. Für Pflegepersonal, das sich um viele verschiedene Patienten gleichzeitig kümmern muss, ist eine solche Entwicklung eine deutliche Arbeitserleichterung. Pfleger müssen nicht mehrmals jeden Patienten inspizieren, sondern bekommen eine Mitteilung, sobald es Zeit ist, einen Stomabeutel zu wechseln. Zusätzlich wird so das Risiko vermindert, Krankheitserreger von Patient zu Patient zu übertragen.

Kommentar: Ein ähnliches System gibt es bereits für Inkontinenz-Hilfsmittel. Ein Sensor in den Einlagen sendet ein Signal an Pflegepersonal in stationären Einrichtungen, die dann frühzeitig die Einlagen wechseln können. So können Wundliegen, Infektionen und Hautekzeme vermieden werden.

In Deutschland tragen zwischen 130.000 und 160.000 Menschen ein Stoma, in der Mehrheit der Fälle handelt es sich dabei um permanente Stoma. Häufigste Gründe sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, aber auch Krebserkrankungen und Darmfunktionsstörungen.

[ilink url=“http://www.ostomi.eu/ueber-ostom-i“] Link zur Quelle (Ostom-i)[/ilink]