Seite wählen

Der Hilfsmittelbereich entwickelt sich zum Problemkind der Gesundheitsversorgung in Deutschland: Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steigen, gleichzeitig klagen Patienten über eine sich verschlechternde Versorgung. Um diesen Trend umzukehren ist guter Rat teuer. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) nennt nun konkrete Zahlen: 300 Mio. Euro will er investieren, um die Versorgung zu verbessern.

Dies machte Gröhe im Rahmen einer Veranstaltung der Handwerkskammer in Düsseldorf deutlich, wie die „Rheinische Post“ am 11. August berichtete. Die Gelder sollen in die Suche nach Innovationen fließen, die die Hilfsmittelversorgung in Deutschland auch angesichts steigender Kosten und des demografischen Wandels langfristig sicherstellen sollen. Gröhe appellierte dabei an Unternehmen des Gesundheitshandwerks, bei medizinischen Hilfsmitteln auch sektorenübergreifend nach Lösungen und Innovationen zu suchen.

Gröhe wies darauf hin, dass Deutschlandweit rund 190.000 Arbeitnehmer in rund 26.000 Betrieben des Gesundheitshandwerks arbeiten, als Augenoptiker, Hörgeräteakustiker, Orthopädieschuhtechniker und mehr. Die Nachfrage nach ihrer Arbeit wird in den kommenden Jahren weiter steigen, denn aufgrund des demografischen Wandels verschiebt sich die Altersstruktur in Deutschland. Die Lebenserwartung steigt, der Anteil älterer Menschen wird daher größer.

Kommentar: Der Anteil von Hilfsmitteln an den Gesamtausgaben des deutschen Gesundheitswesens steigt stetig. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stieg er zwischen 2012 und 2014 von 6,5 auf 7,4 Mrd. Euro. Dies ging jüngst aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor. Gleichzeitig sehen sich die Kassen der GKV dem Vorwurf ausgesetzt, Sparmaßnahmen auf Kosten der Versicherten durchzusetzen. Insbesondere die Praxis von Ausschreibungen steht dabei im Visier der Kritiker. Inkontinenzhilfsmittel sind davon besonders stark betroffen.

Prognosen des Statistischen Bundesamtes zufolge wird bis zum Jahr 2060 jeder dritte Bundesbürger über 65 Jahre und jeder siebte über 80 Jahre alt sein. Experten rechnen mit einem Anstieg des Hilfsmittelbedarfs um 78 Prozent bis zum Jahr 2050. Diese Strukturveränderung wird weitreichende Auswirkungen auf das soziale Sicherungssystem haben. Sofern sich die Prognosen bestätigen, käme in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine Kostenlawine auf das Gesundheitssystem zu. Daher ist anzunehmen, dass sich der Kostendruck für die Kassen und damit auch der Wettbewerbsdruck unter Herstellern und Leistungserbringern verschärfen wird.

[ilink url=“http://www.rp-online.de/wirtschaft/groehe-immer-mehr-jobs-in-der-gesundheitswirtschaft-aid-1.5302986″] Link zur Quelle (Rheinische Post)[/ilink]