Seite wählen

Der aktuelle Innovationsreport der Techniker Krankenkasse mit dem Schwerpunktthema Demenz, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde ist, kommt aufgrund der Unter- und Fehlversorgung in der Therapie und abnehmender Forschungsanstrengungen zu dem kritischen Fazit, dass die Demenzforschung derzeit stillsteht.

Trotz eines wachsenden Markts sinken die Bemühungen der Forschung. Zwei Beispiele dafür sind der Arzneimittelhersteller Pfizer sowie Eli Lilly, die beide -zumindest in diesem Jahr – nicht mehr an der Forschung und Entwicklung ihrer Produkte festhalten. Letztlich nur das Unternehmen Biogen scheint mit dem Wirkstoff Aducanumab Erfolge zu generieren.

Auch wenn derzeit noch 20 Substanzen in der Entwicklung sind, ist man laut Studienautor Prof. Gerd Gläske von der Universität Bremen nicht der Überzeugung, damit therapeutische Durchbrüche erzielen zu können. Glaeske und TK Vorstandsvorsitzende Jens Baas fordern die Industrie zur Forschung auf, weiterhin  auch in den Bereichen zu forschen, in denen neue Therapien benötigt werden.

Zusätzlich wird die aktuelle Arzneimittelversorgung von Menschen mit Alzheimer-Demenz kritisiert. Die derzeit verfügbaren Antidementiva und Memantin sowie Ginkgo-Präparaten Azetylcholinesterasehemmer kommen zu selten und zu spät zum Einsatz.

Um die Krankheitssymptome zu mildern, ist eine frühzeitige Behandlung in Kombination mit aktivierender Pflege notwendig. Jedoch erhalten nur 23 Prozent der 65- bis 69-jährigen – bei den 75 bis 79-jährigen immerhin 30 Prozent – der Demenzpatienten ein Antidementivum. Vielmehr wurde den Patienten Benzodiazepine und Neuroleptika verschrieben. Auffallend war zudem, dass Patienten in den neuen Bundesländern weniger Neuroleptika und Benzodiazepine verschrieben wurden als in anderen Bundesländern wie NRW, Bayern oder im Saarland. Auf der anderen Seite erhalten die Patienten im Osten öfter Antidementiva als in anderen Teilen Deutschlands.

Schlussendlich wurden die 32 im Jahr 2015 neu eingeführten Arzneimittel beurteilt. Davon erhielten sechs Wirkstoffe eine grüne Nutzen-Ampel, zwei Wirkstoffe eine grüne Kosten-Ampel. Die Innovationsbilanz fällt damit besser aus als in den Vorjahren.

Am Ende des Tages konnten und wollten nicht alle dem Report der Techniker Krankenkasse zustimmen. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller zum Beispiel kritisierte den TK-Report. Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, entgegnete: „Ein Viertel der Mitgliedsfirmen des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller forscht auch weiterhin an neuen Medikamenten gegen Alzheimer.“ Fischer monierte, die TK komme seit Jahren zu schlechten Gesamturteilen – „schlechter als andere Instanzen des Gesundheitswesens. Alles bei der TK wirkt wie eine Blaupause zur Einschränkung des Versorgungsniveaus gesetzlich Versicherter.“

Ärztezeitung