Seite wählen

Aus einer internationalen Studie zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung geht hervor, dass Gesundheitskompetenz viel Einfluss auf Gesundheit hat und die Stellschraube für Kostenexplosionen im Gesundheitssystem ist.  

Beteiligt an der Studie waren 17 europäische Länder, unter ihnen Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Irland, Israel, Italien, Norwegen, Portugal, Russland, Österreich, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn sowie Deutschland. Deutschland war von 2019 bis 2021 mit der Universität Bielefeld und der Hertie School Berlin Teil der Analyse, die von der WHO und dem Netzwerk zur Messung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und von Organisationen (M-POHL) initiiert wurde.  

Demnach ist die Orientierung in den einzelnen Gesundheitssystemen schwierig und die Unübersichtlichkeit von Gesundheitsinformationen zu groß. Es wurde nicht nur die allgemeine Gesundheitskompetenz abgefragt, sondern auch weitere Themenbereiche, zu denen unter anderem die Navigation im Gesundheitssystem, die digitale Gesundheitskompetenz, die kommunikative und die impfbezogene gehören. Dabei wurden von den Analysten neue Ansätze und Messinstrumente zur Erhebung im Zeitraum zwischen 2019 und 2021 eingesetzt.  

Das Navigieren fällt den Befragten der Studie danach besonders schwer. 70 Prozent hatten in diesem Bereich große Schwierigkeiten. Hierzulande macht sich dies besonders stark bemerkbar, weil das deutsche System mit abgegrenzten Sektoren und sehr vielen Schnittstellen arbeitet, erklärt Prof. Doris Schaeffer von der Uni Bielefeld, die das komplexe und instanzenreiche System mit Sektor- Bildung und Zersplitterung kritisiert. Das wiederum führt zu Versorgungsbrüchen der Bevölkerung hierzulande. Auch fällt es vielen Deutschen besonders schwer aus Gesundheitsinformationen zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen, um das eigene Gesundheitsverhalten zu reflektieren.  

Schaeffer fordert ein nutzerfreundlicheres Gesundheitswesen mit mehr Förderung der Gesundheitskompetenz. 46 Prozent der Bevölkerung in den einzelnen Ländern verfügen danach über eine zu wenig ausgeprägte Kompetenz. Die Beurteilung von gesundheitsrelevanten Daten fällt vielen am schwersten, um daraus auch Schlüsse für die Prävention von Krankheiten, vor allem psychischen, zu ziehen.  

Die soziale Ungleichheit von Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, niedrigem sozialem Status und geringen finanziellen Möglichkeiten ist ein großer Faktor für die mangelnde Gesundheitskompetenz, wie die Untersuchung zudem ergab. Ebenso war auch das Alter der Probanden ausschlaggebend. Obwohl ältere Menschen mehr Gesundheitskompetenz haben müssten, weil sie häufiger schwer krank sind, gibt es hier oft Wissenslücken.

Das Fazit der Experten ist, dass Gesundheitskompetenz eine direkte Einflussgröße auf die Gesundheit ist und in direktem Zusammenhang mit hohen Kosten steht. Außerdem muss Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gefördert werden. Dazu muss das Gesundheits- und Bildungssystem in den politischen Fokus rücken.  

Quelle: www.idw-online.de