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Viele namhafte Experten des deutschen Gesundheitssystems haben im Hinblick auf das pandemische Infektionsgeschehen und bezüglich der neuen Regierungsbildung in Interviews ihre Meinungen und Wünsche für die Zukunft dargestellt. Unter den 18 Fachleuten waren Hausärzte wie Guido Pukies aus Neuss, aber auch Experten, darunter Wissenschaftler und Versorgende aus der Pflege und aus Kliniken; folglich nur Menschen, die sich mit der medizinischen Versorgung von Kranken auskennen. Nicht gefragt wurden Meinungsbildner und Wortführer, die keine praktische Erfahrung haben.  

Alle Befragten gaben an, dass fünf Reformziele ganz oben auf der Agenda der künftigen Regierung stehen müssen, zu denen weniger Zeitmangel in der Versorgung, eine Aufstockung von medizinischen Fachkräften, eine Sektorengrenzen-Aufhebung, mehr Investitionen im stationären Bereich sowie eine angemessene Bezahlung im Pflegesektor gehören.  

Aus dem Hausarzt-Interview geht hervor, dass vor allem Zeit- und Nachwuchsmangel große Probleme darstellen, aber auch ein besseres Zeitmanagement für junge Ärztinnen und Ärzte wünschenswert ist. Auch beim Fachkräftemangel in der Pflege und IT drückt der Schuh sowie bei der Digitalisierungsumsetzung in Kliniken und Praxen. Die Pflegedirektorin am BG Klinikum Unfallkrankenhaus in Berlin, Kathrin Leffler, fordert ein Leiharbeit-Verbot und eine Einschränkung der Vermittlung von Arbeitskräften in der Pflege.  

Viele Fachleute plädieren zudem für ein Verschwinden von Sektorengrenzen und eine Behandlungsbedarf-Ermittlung im interprofessionellem Bereich sowie für bessere Arbeitsbedingungen der Versorger und deren Wertschätzung. Zudem muss auf eine aktive Beteilung von medizinischen Versorgenden im politischen Diskurs geachtet werden.  

Sylvia Thun von der Berliner Charité bemängelt den Vorrang der Dokumentation zu Abrechnungszwecken statt einer in erster Linie medizinischen Dokumentationspflicht. Alle Experten würden außerdem gerne mehr den Klimawandel berücksichtigen, der sich negativ auf die Gesundheit aller Menschen auswirkt. Hier braucht es bessere Anpassungsstrategien, wie Hitzeschutzpläne und Frühwarnsysteme.  

Quelle: www.aerzteblatt.de