Wie schaut die Kliniklandschaft der Zukunft aus? Sollte man die 1900 bestehenden Kliniken beibehalten oder 320 Spezialkliniken mit optimaler Ausstattung errichten? Dies wurde letzten Donnerstag beim Europäischen Gesundheitskongress scharf diskutiert.
Gegen eine Umstrukturierung sprechen oft Notfälle, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, die durch die Nähe eines Krankenhausen schnell behandelt werden können. Allerdings verfügen zwei drittel der Kliniken über keine Koronar-Angiografie und ein Drittel haben keine Computertomographen. Argumente, die aus medizinischer Sicht gegen nahe und nicht gut genug ausgestattete Kliniken sprechen. Hinzu kommt, dass kleinere Kliniken, am Beispiel von Herzinfarkten, nur wenige Fälle ins Haus bekommen, da die Patienten lieber in größere Krankenhäuser fahren, weil dort die Erfolgsrate wesentlich besser ist, unter anderem aufgrund der besseren Ausstattung. Zudem werden immer noch zu viele Patienten stationär anstatt ambulant behandelt, das vergeude Ressourcen, die anderweitig eingesetzt werden können.
Laut Dr. Ralf Langejürgen, Leiter des Verbandes der Ersatzkassen in Bayern, sei ein Strukturwandel unvermeidbar, auch weil die Patienten die Qualität der Behandlung schätzen, die sie in einem größeren Krankenhaus bekommen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige Bürger, die die wohnnahen Krankenhäuser beibehalten wollen, weil sie Arbeitsplätze und Geld in die Region bringen. Solle es Änderungen geben, müssten sich zudem die Zuständigkeitsebenen in Kommune, Land und Bund einigen. In den Gemeinden ist das kein Thema.
Politisch gesehen hat es auch einen wesentlichen Einfluss. So wurden schon Politiker abgewählt, die Kliniken geschlossen haben. Christian Bernreiter, Präsident des Bayerischen Landkreistages sagt, dass regionale Bedarfe berücksichtigt werden müssen, indem man Häuser festlege, die unabdingbar sind und wiederum andere Häuser, für die man sich etwas anderen vorstellen kann. Kleinere Krankenhäuser können somit zu Gesundheitszentren umgewandelt werden. Das Ganze kann aber nur von Erfolg geprägt sein, wenn die Bürgerinnen und Bürger einer Umstrukturierung nicht im Wege stehen und stattdessen mitziehen.
Julian Weyer, Partner des dänischen Unternehmens C.F. Möller, das an der Umstrukturierung der Krankenhausversorgung in Dänemark beteiligt ist, meint, dass wenn die Bürger sich mit der Versorgung auseinandersetzen, dies die Änderungen beschleunigen kann. Weiterhin heißt es, dass es auch in Dänemark die gleichen Diskussionen gab. Mittlerweile gibt es nur noch 21 anstatt 56 Kliniken. Die Idee dahinter ist, wenige, spezialisierte Großkliniken, Ausbau kleinerer Häuser zu Unfallkliniken oder die Umwandlung in Gesundheitszentren, um den Aspekt der Nähe in Qualität umzumünzen.
Zudem sagt Weyer, dass die Bürger von sich aus begonnen haben, sich vor allem ambulant behandeln zu lassen, und bei Kliniken die universitären bevorzugen. Die neuen Strukturen werden grundsätzlich angenommen und funktionieren auch.