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Wirtschaftet ein Unternehmen der freien Wirtschaft schlecht oder bleiben die Kunden aus, hat das früher oder später meist die gleiche Konsequenz: Das Unternehmen muss schließen. Im Gesundheitssektor, der deutlich stärker reguliert ist, sieht das anders aus – mit teuren Konsequenzen, die letztendlich die Beitragszahler schultern müssen. Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), hat dafür kein Verständnis. Er forderte jüngst von der Politik, an Stelle von unwirtschaftlichen Krankenhäusern die ambulante Versorgung zu stärken.

Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) beklagte Gassen, dass auch unrentable Kliniken teils hohe Subventionen erhielten, während Arztpraxen deutliche Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen müssten. Er spricht damit ein Thema an, das bislang nur mit spitzen Fingern angefasst wird: Die Schließung von Kliniken, die ohne Finanzinfusionen von der Schließung bedroht wären. Damit könne laut dem KBV-Chef Geld eingespart und die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) entlastet werden. Gegenüber der FAZ bezifferte Gassen das Einsparpotenzial auf sieben Mrd. Euro. Die Politik müsse „den Mut haben, unwirtschaftliche Krankenhäuser zu schließen“, so Gassen.

Zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern herrscht Konkurrenz, gleichzeitig sind der ambulante und der stationäre Sektor so eng miteinander verzahnt, dass eine völlige Abgrenzung voneinander unmöglich ist. Der Gesetzgeber hat, zum Leidwesen niedergelassener Ärzte, den Wettbewerb durch das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-VSG) nun weiter verschärft: Gesetzlich Versicherte haben ab dem 23. Januar einen Anspruch darauf, innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt zu erhalten, andernfalls können sie sich im Krankenhaus behandeln lassen. Die hohen Kosten dafür zahlen die niedergelassenen Ärzte aus ihrem Honorartopf. Ein unhaltbarer Vorstand, wie KBV-Vorstand Gassen erklärte.

Kommentar: Grundsätzlich herrscht in der GKV der Grundsatz: Ambulant vor stationär, der Grundgedanke hinter Gassens Forderung ist daher richtig, vor allem angesichts des jüngsten „Krankenhausbarometers“. Nach diesem schrieb 2014 jede dritte Klinik rote Zahlen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Gassen der Interessensvertreter von rund 165.000 Ärzten und Psychotherapeuten ist und daher vor allem auch deren (wirtschaftliches) Wohl im Sinne hat.

[ilink url=“http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/aerztechef-andreas-gassen-verlangt-schliessung-unrentabler-kliniken-13993221.html“] Link zur Quelle (Frankfurter Allgemeine Zeitung)[/ilink]