Seite wählen

Das Wissenschaftliche Institut der AOK, kurz WIdO, hat in einer aktuellen Datenauswertung die Entwicklung der Krankenhausfallzahlen für AOK-Versicherte untersucht und anschließend in den Krankenhaus-Report 2021 einfließen lassen. Demnach ist der Rückgang der Fallzahlen in der zweiten Welle der Corona-Pandemie geringer ausgefallen als in der ersten Welle. Ein Rückgang der Fallzahlen um 20 Prozent wurde aber ab Dezember 2020 und im März bis Mai letzten Jahres beobachtet, so die Kernaussage der Analyse.  

Während planbare, verschiebbare Eingriffe im Frühjahr 2020 um 44 Prozent zurückgingen, zeigten sich im Sommer Nachholeffekte, dann aber wieder sinkende Fallzahlen (21 Prozent). Bei den Notfallbehandlungen, vor allem im Bereich der Schlaganfälle, war eine signifikante Steigerung der Sterblichkeit zu beobachten, weil in beiden Pandemie-Wellen Notfallbehandlungen um zwölf bzw. elf Prozent zurückgingen. Bei den Herzinfarkten verzeichnete man einen Rückgang von 16 bzw. 13 Prozent in der zweiten Welle im Herbst/Winter 2020/21.  

Auch Krebsoperationen waren unter den Notfallbehandlungen reduziert. Während Darmkrebs- und Brustkrebs-OPs in der ersten Welle um 17 bzw. zehn Prozent sanken, wuchsen die ausgelassenen Darmkrebs-Operationsfallzahlen um 20 Prozent aufgrund von Kapazitätsproblemen oder aber beschwerdefreien Patienten, was man nicht genau weiß. 

Durch die Wiederaufnahme des Mammografie-Screenings beobachtete das WIdO nur fünf Prozent Rückgang der Fallzahlen bei Brustkrebs-Operationen. Bei den Covid-19-Patienten ist auch klar, dass Männer häufiger von schweren Verläufen mit Krankenhausaufenthalt und Beatmung betroffen sind. 66 Prozent der beatmeten Patienten im Zeitraum der ersten und zweiten Welle waren Männer. Dabei ist die Prognose mit steigendem Alter auch schlechter. Ein Drittel aller Intensivpatienten waren aber bislang unter 60 Jahre, 25 Prozent von ihnen wurden beatmet. Die Tendenz steigt, weil immer mehr Ältere bereits geimpft sind, so das Fazit der DIVI-Intensivmediziner.  

Von 52.000 AOK-Versicherten der Datenanalyse sind 18 Prozent im Krankenhaus verstorben. Unter den Beatmeten sind 51 Prozent gestorben. Die Mortalität unter den Nichtbeatmeten lag bei 13 Prozent. Es zeigt sich aber, dass Mortalität und Schwere der Fälle abnehmen, weil sich die medikamentöse Therapie verbessert hat.  

Außerdem zeigt die Untersuchung, dass in 1.250 großen Krankenhäusern und Kliniken 86 Prozent aller AOK-Covid-Fälle behandelt wurden. 18 Prozent der beatmeten Patienten waren in Krankenhäusern mit wenig Erfahrung untergebracht. Eine bessere Versorgung gibt es der Analyse zufolge in Kliniken mit viel Erfahrung. Deshalb fordert Martin Litsch als Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes ein zentral gesteuertes Behandlungskonzept mit Kapazitätenregelung. Die Krise hat den Optimierungsbedarf in dieser Hinsicht deutlich hervorgebracht. Dabei ist qualifiziertes Personal in größeren Kliniken besser geeignet, um Covid-19-Patienten optimal zu versorgen. Litsch zieht daher das Fazit, dass eine Konzentration von Corona-Patienten in wenigen großen Krankenhäusern mit viel Erfahrung und speziell geschultem Personal von Vorteil ist und Leben rettet.  

Quelle: www.kma-online.de