Seite wählen

Den 1.900 Krankenhäusern in Deutschland geht es dem „Krankenhaus Rating Report“ des RWI Leibniz-Institutes für Wirtschaftsforschung und des Institute for Healthcare Business zufolge schlecht.  

60 Prozent aller Kliniken hierzulande schreiben rote Zahlen; Haupt-Studienautor Boris Augurzky rechnet sogar im nächsten Jahr mit einer Rate von 80 Prozent, wenn die Krankenhäuser immer weniger PatientInnen stationär behandeln, weniger Einnahmen und steigende Kosten in vielen Bereichen haben. Eine Kostensteigerung von mindestens zehn Prozent und sogar 13 Prozent haben Experten ausgerechnet; demgegenüber steht ein gedeckeltes Erlössystem mit Budgetierung und festgelegter Preissteigerungsrate von 2,32 Prozent in diesem Jahr.  

Kliniken erhielten mit Beginn der Corona-Pandemie bis zum April dieses Jahres 21,6 Milliarden Euro an Ausgleichszahlungen für pandemiebedingte Schutzmaßnahmen und für die Freihaltung von Bettenkapazitäten. Allerdings ist die Finanzierung in diesem Jahr ausgelaufen, sodass das neue Vergütungssystem aber zu Problemen geführt hat, die vor allem im bürokratischen Aufwand, in der schleppenden Digitalisierung und im Investitionsstau durch fehlende Gelder der Bundesländer zu suchen sind. Die 1900 Krankenhäuser erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 114 Milliarden Euro, allerdings gepaart mit einer Investitionslücke durch Mindereinnahmen durch die Krankenkassen und Einnahmen der Bundesländer. Zudem sinken seit 2017 die Patientenzahlen. Im Jahr 2020 und 2021 registrierte man eine 13,5-prozentige Senkung mit Stagnation.  

Nur strukturelle Reformen, die eine patientenorientierte und nachhaltige Optimierung der Krankenhausstruktur mit sich bringen, können die deutsche Krankenhauslandschaft vor einer Insolvenzwelle bewahren, erläutern die Autoren um Augurzky, wie Sebastion Krolop. Leider ist das Fallpauschalen-System in Deutschland veraltet und muss dringend überholt werden. Hier wünschen sich Fachleute hybride Fallpauschalen, sogenannte Hybrid-DRG (Diagnostic Related Groups), die die ambulante Versorgung nicht mehr strikt von der stationären trennen. Eine sektorenübergreifende Patientenbehandlung würde das Problem zumindest in Teilen beheben. In ländlichen Gegenden könnten Krankenhäuser als ambulante erstversorgende Einrichtungen zum Einsatz kommen, die aber nicht mit dem ärztlichen System in Konkurrenz stehen, aber 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche zur Verfügung stünden und deshalb auch mehr Ausgaben hätten.   

Quelle: handelsblatt.com