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Die Fachgesellschaft „International Society For Heart and Lung Transplantation“ hat Daten gesammelt, wonach Menschen, denen ein Organ transplantiert wurde, ein zwei- bis sechsfach erhöhtes Risiko haben, Krebs zu entwickeln. Verglichen mit Gesunden ohne Spenderorgan haben Transplantierte sogar ein bis zu hundertfaches Risiko für Haut- und Lippenkrebs, für Lymphome oder für Tumore an den Geschlechtsorganen; auch Tumore an der Zunge sind keine Seltenheit. Selbst die Gefahr, Nieren- oder Lungenkrebs zu bekommen, ist bei Transplantierten doppelt so hoch. Patienten bekommen nach Transplantationen Medikamente, die dazu führen, dass das Immunsystem der Betroffenen unterdrückt wird. Diese Tabletten schwächen das Immunsystem; gleichzeitig können aber auch unterdrückte Abstoßungsreaktionen dafür verantwortlich sein, sodass die Entstehung von Krebs durch zwei Faktoren begünstigt wird. Auch Viren und Bakterien haben bei diesen Betroffenen leichtes Spiel wie zum Beispiel Helicobacter pylori oder das Eppstein-Barr-Virus, welches fast alle Betroffenen im schlummernden Zustand in sich tragen. Für Kinder nach Organtransplantationen stellt der Lymphdrüsenkrebs ein hohes Risiko dar (200-fach erhöht).
Das erhöhte Krebsrisiko fällt erst seit geraumer Zeit auf, weil die Medikamente, die zeitlebens genommen werden müssen,  dafür sorgen, dass der Patient ein längeres Leben hat. Sie sind auch dafür verantwortlich, dass ein immer größer werdender Teil der Transplantierten nicht mehr am Versagen des Transplantats stirbt, sondern an einer oder mehreren Krebsarten. Menschen nach Organtransplantationen neigen zu einem schnelleren Tumorwachstum, auch bildet der Tumor häufiger Metastasen und ist aggressiver. Aus diesem Grund überleben diese Patienten seltener. Experten diskutieren zur Zeit das Dilemma von Organempfängern, weil sie durch die Arzneien ein längers Leben hätten, der Krebs, wenn er ausbrechen sollte, aber zur Verkürzung der Lebenszeit führt.