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Viele Experten für die Gesundheitsversorgung kritisierten auf dem Workshop des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) das Krisenmanagement in der Pandemie verbunden mit einem Pflegefachkräftemangel. Beide Faktoren könnten sich lautfExperten zu einer Unterversorgung der Bevölkerung im Notfall führen, wenn sich nicht einiges in Zukunft ändern würde.  

So glaubt der Vorstandsvorsitzende des Zi, Dominik von Stillfried, dass eine Echtzeitauswertung des ambulanten und stationären Sektors mit Angabe der Zahl der Intensivbetten unbedingt Vorrang haben muss, damit patientenindividuelle Versorgungsmöglichkeiten ausgelotet werden können.  

Christian Karagiannidis als wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters ist ähnlicher Meinung. Er fürchtet aber vor allem den Fachkräftemangel bei der Versorgung von Kindern, die sich in der kommenden Wintersaison vor allem mit speziellen Influenza- und RSA-Viren anstecken könnten und dann zusätzlich zu den normalen erwachsenen Covid-Patienten auf den Intensivstationen liegen könnten und invasiv beatmet werden müssten. Der Pflegefachkräftemangel und auch ein eventueller Mangel an Intensivbetten könnten dann die Lage zum Eskalieren bringen, obwohl zwölf Betten pro Station oberer Durchschnitt im internationalen Vergleich (8 bis 12 Intensivbetten) sind. 3.000 von 12.000 Intensivbetten wurden aber bereits in den letzten neun Monaten wegen unterbesetzter Personaldecke geschlossen.  

Auch andere Fachleute bemängeln das nicht rechtzeitige politische Handeln bei angespannter Krankheits- und Versorgungslage. Es würden patientenindividuelle Datenerhebungen und Echtzeitauswertungsmaßnahmen fehlen, um durch Transparenz auf Veränderungen als Indikatoren zu reagieren. Dieser Meinung sind auch der geschäftsführende Direktor des Instituts für Community Medicine der Universität Greifswald, Wolfgang Hoffmann, und der Vorstand des BKK Dachverbands, Franz Knieps. Dieser kritisiert vor allem die „Regulierungswut“ inklusive Vorschriften und strengem Datenschutz im Krisenmanagement des deutschen Gesundheitssystems. Gerade in einer angespannten Gesundheitslage müsste mehr erlaubt sein, was nicht ausdrücklich verboten ist, erklärte Knieps erst kürzlich.  

Quelle: www.aerzteblatt.de