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Aktuell hat das Deutsche Ärzteblatt neue Zahlen zu den Pflegebedürftigen in Deutschland veröffentlicht. Erfassungsspezifisch zugrunde gelegt wurde der Bereich der gesetzlichen Pflegeversicherung. Dort hat sich deren Zahl zwischen 2012 und 2013 auf über 2,5 Mio. um 3,5 Prozent erhöht. Hochgerechnet auf das Jahr 2050 werden es unter gleichbleibenden Bedingungen etwa 4,5 Mio. Pflegebedürftige sein. Das Deutsche Ärzteblatt beruft sich sich bei seinem Bericht auf den Pflegereport der Barmer GEK, welcher von Wissenschaftlern des Zentrums für Sozialpolitik an der Universität Bremen anhand der Routinedaten der Barmer GEK-Versicherten erstellt wurde. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, nannte als hauptverantwortliche Ursache der ermittelten Zahlen den demografischen Wandel. Bemerkenswert ist indes noch die geografisch ungleiche Verteilung. In Baden-Württemberg sei die Zahl der Pflegebdürftigen beispielsweise noch gering, da derzeit viele junge Menschen in dieses Bundesland zögen.  In Sachsen-Anhalt dagegen sei die Zahl der Pflegebedürftigen dagegen heute schon sehr hoch. In 30 bis 40 Jahren wird sich die Situation umkehren. Bis zum Jahr 2050 werde die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen-Anhalt um 57 Prozent steigen, in Baden-Württemberg hingegen um 113 Prozent. Auch das Angebot an ambulanten Pflege­diensten und die Zahl der zur Verfügung stehenden Pflegeheimplätze variiert. Die meisten ambulanten Pflegedienste existieren in Berlin. Hier kamen im Jahr 2011 auf 100 Pflegebedürftige 14,4 Vollzeitpflegekräfte, in Hamburg waren es 13,4 und in Sachsen 10,5. Im Saarland hingegen waren es 5,7 Vollzeitkräfte, in Baden-Württemberg 6,0 und in Hessen 6,2. Die meisten Plätze für eine Heimunterbringung gibt es in Schleswig-Holstein. Dort gab es im Jahr 2011 48,4 je 100 Pflegebedürftige. In Bayern waren es 37,8 und in Hamburg 37,6. Am wenigsten Heimplätze gab es mit 24,5 in Brandenburg, in Hessen mit 26,8 und in Mecklenburg-Vorpommern mit 27,5. Bei den zahlen müsse man allerdings auch berücksichtigen, dass das Angebot an Heimplätzen deren Nachfrage auslöse.

Die Pflegeversicherung feiert aktuell ihren zwanzigsten Geburtstag. Der Barmer GEK-Vorsitzende Schlenker bezeichnet sie als Erfolgsmodell. Die Pflege wird durch sie in der Gesellschaft in einem besonderen Maße respektiert und sie hat dafür gesorgt, dass das Pflegeangebot in Deutschland maßgeblich gewachsen ist. 2013 konnte die Pflegeversicherung einen Überschuss von 630 Mio. Euro sowie einen Mittelbestand von 6,2 Mrd. Euro verbuchen. Sie verfügt also über gute Rücklagen, die aber mit der demografischen Entwick­lung und den im ersten Pflegestärkungsgesetz vorgesehenen Leistungsverbesserungen schwinden werden, gab Schlenker zu bedenken. Die 0,2 Beitragssatzpunkte, um die der Beitrag zur gesetzlichen Pflegeversicherung steigen wird, werden dem nicht entgegen wirken können.

Aus dem Pflegereport geht zudem hervor, dass sich der Anteil der privaten Finanzierung weiter erhöht. Die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen müssen aktuell etwa die Hälfte der anfallenden Kosten selbst tragen. Schlenker fasst zusammen, dass die Lebens­pflegekosten bei Frauen bei 84.000 Euro liegen, von denen 45.000 Euro privat gezahlt werden. Bei Männern liegen die Gesamtkosten bei 42.000 Euro und die privat getragenen Kosten bei 21.000 Euro.

Die Barmer GEK bringt ihren Pflegereport einmal jährlich heraus und setzt dabei immer unterschiedliche Schwerpunktthemen.

Auf NRW bezogene Untersuchungen , die auf das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Gesundheit zurückgehen, belegen,  dass sich allein in diesem Bundesland die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 548.000 bis 2050 auf eine Million erhöhen wird. Landesspezifische Erhebungen sind sicherlich für die involvierten Landesverbände und Kommunen nicht uninteressant und unter Umständen für die gesamte Infrastruktur einer Region wichtig.