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Bereits zuvor hat Summary Seven über die neu geschaffenen Möglichkeiten gesprochen, die sich durch 3D-Druckverfahren für Hersteller und Leistungserbringer im Hilfsmittelsektor ergeben (wir berichteten). Doch die Anwendungsmöglichkeiten sind schier unerschöpflich. Praktisch wurde seit der Erfindung des ersten 3D-Druckers im Jahr 1992 ein gänzlich neuer Markt geschaffen. Wie wichtig dieser Markt für die Zukunft der Medizintechnik-Branche ist, zeigt sich in den hohen erwarten Marktwachstumsraten. So belief sich der weltweite Markt für 3D-Druck im Jahr 2012 bereits auf rund 777 Mio. Dollar. Im Jahr 2025 soll er bereits ein jährliches Marktvolumen von 8,4 Mrd. Dollar erreichen. Zum Großteil wird dieses immense Marktwachstum durch den Gesundheitssektor, der diese Technologie gerade für sich entdeckt hat, vorangetrieben, so Anthony Vicari, Analyst von Lux Research aus Boston.

Mittlerweile gibt es Multimaterialdrucker, die aus bis zu 14 verschiedenen Materialien von unterschiedlicher Härte und Elastizität Produkte in einem einzigen Druckvorgang hervorbringen. Dies ermöglicht gänzliche neue Produkttypen und Materialkombinationen, die durch aktuelle Produktionsverfahren nicht möglich wären. Dass sich der 3D-Druck immer weiter entwickelt, sieht man nicht nur an der zunehmenden Größe der Produkte und der Druckgeschwindigkeit, sondern auch im wachsenden Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten. So entwickelt die Medizinbranche nicht mehr nur 3D-Produkte die am, sondern auch vermehr im Körper zum Einsatz kommen sollen.

So präsentierte zuletzt die Firma Innotere aus Radebeul einen durch 3D-Drucker verarbeitbaren Calciumphosphat-Knochenzement. Damit ist es zum ersten Mal möglich, bereits vor dem Eingriff ein patientenindividuelles Ersatz- bzw. Passtück anzufertigen. Dadurch wird das Anrühren eines Knochenzements während des Eingriffs unnötig. Zudem wird durch einen offenporigen Druck im Gegensatz zum herkömmlichen Verfahren das Einwachsen des Knochens in das Implantat begünstigt (siehe Abbildung). Zeitnah sollen dem Knochenzement auch Zusatzstoffe beigefügt werden, die Entzündungen hemmen und die Heilung beschleunigen. Wie weit die Entwicklung von künstlichen Knochen ist, zeigt ein Beispiel aus dem letzten Jahr. So wurde einem Patienten in Long Island eine gedruckte Schädelprothese eingesetzt, die 75 Prozent seiner Schädelknochen ersetzte.

Knochengerüst aus dem ED-Drucker Quelle: Innotere

Knochengerüst aus dem 3D-Drucker Quelle: Innotere

Durch gedruckte Körperersatze hofft man auf eine weitere Kostenreduktion im Gesundheitswesen. Gedruckte Produkte sind günstiger als bestehende Implantate und sind immer individuell und fügen sich somit zumeist ohne Anpassungen direkt in den Körper ein. Dadurch werde das Operationsrisiko und die dafür benötigte Zeit reduziert, was zu bedeutenden Kosteneinsparungen führt.

Was früher nach Science-Fiction klang, soll schon in wenigen Jahren serienreif sein. Neben Ersatz für Knochen und Knorpel sollen bald auch Gewebe und Organersatze gedruckt werden können. So bietet die US-amerikanische Firma Organovo bereits im 3D-Druck erzeugtes Gewerbe an, welches als Leber fungiert. Zuerst soll es jedoch nur an Pharmafirmen verkauft werden, die dann das Gewerbe zum Testen neuer Produkte verwenden sollen. Zeitnah sollen auch Zellen von Patienten genutzt werden, um daraus Gewerbestreifen zu drucken die Haut und Organe flicken könnten. Wenn es nach dem Geschäftsführer von Organovo geht, soll bereits in 10 Jahren das erste vollständig funktionsfähige Organ aus einem Drucker stammen.

Für Hersteller und Leistungserbringer stellt sich somit die Frage, wie sie diese Entwicklungen bewerten. Unnötiger Hype oder zukunftsweisende Technologie, bei der man den Anschluss nicht verpassen darf? Die Frage ist zudem auch, ob man es sich in einem Wettbewerbsumfeld, in dem ein Produkt dem anderen gleicht, es sich erlauben kann den Anschluss zu verlieren. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was die Zukunft im Bereich des 3D-Drucks bringt und wie dies die Medizintechnikbranche aber auch den Hilfsmittelmarkt verändern wird.