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Nun ist neben der Barmer GEK auch die Techniker Krankenkasse seit April 2013 dem Modellprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg und der AOK Nordost (AGnES) beigetreten. Bei AGnES handelt es sich um eine „Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Health gestützte, Systemische Intervention“ die zum Ziel hat, besonders betreuungsintensive Patienten in abgelegenen ländlichen Gebieten Brandenburgs besser medizinisch zu versorgen. Dabei übernehmen medizinische Fachangestellte delegierbare ärztliche Leistungen und entlasten somit Ärzte, indem sie Hausbesuche und logistische sowie bürokratische Arbeiten übernehmen. Sie kümmern sich beispielsweise um das Ausfüllen von Formularen und Anträgen, koordinieren Termine bei Fachärzten, überwachen die Medikamentenpläne und bereiten Rezepte vor. Auf diese Weise ist eine bessere medizinische Versorgung der Praxispatienten sichergestellt, da der Arzt mehr Zeit für jeden Patienten hat.

Die auf §219 SGB V begründete Arbeitsgemeinschaft ist eines von zwei Modellvorhaben, bei denen medizinische Fachangestellte delegierbare ärztliche Leistungen im ländlichen Raum übernehmen. Nur noch in Niedersachsen gibt es mit dem Projekt MoNi ein ähnliches Modell. Jedoch ohne Beteiligung der Krankenkassen und in sehr reduziertem Rahmen mit vier medizinischen Fachangestellten.

Bei dem Pilotprojekt in Brandenburg haben bereits 30 Krankenschwestern und medizinische Fachangestellte die eigens für diesen Aufgabenbereich entwickelte Fortbildung absolviert und werden zur Entlastung bei Haus- und Fachärzten eingesetzt. Weitere 29 haben bereits mit der Fortbildung begonnen.

Aufgrund der positiv abgeschlossenen ersten Pilotphase und der sich weiter zuspitzenden Versorgungssituation in den ländlichen Regionen Brandenburgs (demografischer Wandel, drohende Unterversorgung) haben die Projektteilnehmer einer Erweiterung der Kompetenzen der nichtärztlichen Praxisassistenten zugestimmt. Das daraus entwickelte Projekt agnes II enthält nun neben den übernommenen delegationsfähigen Leistungen auch eine Fallmanagement-Komponente. Im Gegensatz zum Vorgänger sollen nun die mit agnes II beauftragten Personen neben dem Management von Schnittstellen auch die gesamte Behandlungskette, in enger Abstimmung mit dem Arzt, organisieren. Des Weiteren wurde die Beschränkung des Einsatzgebietes auf unterversorgte Gebiete aufgehoben, sodass agnes II im gesamten Land Brandenburg genutzt werden kann. Auch die Zielgruppe wurde erweitert und konzentriert sich jetzt nicht mehr allein auf Personen ab 65 Jahren. Zudem wurde die Vergütung auf eine Fallpauschale umgestellt. Ärzte erhalten nun je Fall eine Fallpauschale in Höhe von 40 Euro, jedoch maximal dreimal im Quartal.

Aufgrund positiver Ergebnisse einer nicht repräsentativen Patientenumfrage zieht die AOK Nordost eine erste positive Bilanz von agnes II. Leider wurden in dieser Befragung nur die subjektiven Eindrücke der Patienten berücksichtigt. Der medizinische Zusatznutzen, das wirtschaftliche Einsparpotenzial und die tatsächliche Entlastung der Ärzte wurden jedoch nicht untersucht.

Nachdem nun bereits drei Kassen mit einer Gesamtversichertenzahl von 16,6 Mio. Versicherten dem Modellprojekt beigetreten sind, hofft der Chef der KVBB, Dr. Hans-Joachim Helmig, dass auch weitere Kassen dem Beispiel folgen werden.