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Haben Sie schon mal über die Anschaffung eines Fitnesstrackers nachgedacht? Vielleicht sogar über die Apple Watch? Sind Sie zufällig bei der AOK Nordost versichert? Wer alle diese Fragen mit Ja beantwortet, kann jetzt ein paar Euro sparen, denn die AOK Nordost beteiligt sich mit 50 Euro am Kauf. Fitnesstracker und Co. werden bei Krankenkassen zunehmend beliebt, lassen sich darüber doch Daten zu Gesundheits- und Fitnesszustand sowie Lebensstil ermitteln. Bald sollen sogar schon spezielle Tarife für Versicherte angeboten werden, die diese Daten zur Verfügung stellen.

Daten sind heiß begehrt

Dass Krankenkassen Fitnesskurse etc. bezuschussen ist bekannt. Dass nun auch Fitnesstracker gefördert werden, ist neu. Die AOK Nordost gewährt alle zwei Jahre einen Zuschuss von maximal 50 Prozent, maximal 50 Euro für ein derartiges Gerät. Auf Nachfrage des Magazins „Chip“ gab die AOK zur Auskunft, dass auch die Apple Watch zuschussfähig sei. Datenschützer warnen indes vor der Datensammelwut der App-Entwickler und Versicherungen. Besonders Generali sorgt mit neuen Versicherungsmodellen für Schlagzeilen. Bald können Versicherte per App Fitnessdaten an Generali übermitteln. Im Gegenzug erhalten sie für einen gesundheitsbewussten Lebenswandel Gutscheine für Reisen und fürs Fitnessstudio, im nächsten Schritt sind sogar Rabatte bei den Versicherungsprämien denkbar. Generali arbeitet für dieses Projekt mit dem südafrikanischen Versicherer Discovery zusammen, der das Gesundheitsprogramm “Vitality” entwickelt hat. Eine Sprecherin der Generali-Versicherung betonte, dass die Versicherten sich freiwillig für dieses Projekt entscheiden können. Ilona Köster-Steinebach, Gesundheitsexpertin vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, sieht in einer derart detaillierten Erfassung von persönlichen Daten allerdings erhebliches Überwachungspotenzial.

Wer keine Daten liefern will, muss mit Konsequenzen rechnen

Der Grundgedanke der Generali-Versicherungen ist durchaus nachvollziehbar. Allerdings ist der Sanktionscharakter bei Nicht-Teilnahme nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn hierbei nicht geschlussfolgert werden kann, dass der Versicherte einen ungesunden Lebensstil verfolgt, muss er im Extremfall mit höheren Versicherungsprämien rechnen. Hierdurch entsteht durchaus eine Drucksituation. Außerdem lässt sich die Frage aufwerfen, wie sich überhaupt ein gesunder Lebenswandel genau definieren lässt; in diesem Zusammenhang sei nämlich an gefahrgeneigte Sportarten zu denken, die ja wieder zu einem größeren finanziellen Risiko für die Kassen werden. Überspitzt könnte man auch argumentieren: Mehr Sport, mehr Verletzungsrisiko. Möglicherweise ist die Idee der Generali noch nicht ganz ausgereift.

Bei den Angeboten wird der Vorteil für die Versicherten hervorgehoben. Zwar ist es sinnvoll, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen, aber dies ist vermutlich nicht das Primärziel der Versicherungsgesellschaften. Stattdessen dürfte es hier hauptsächlich um eine Minimierung des eigenen Risikos gehen. Gesunde Versicherte verursachen weniger Kosten, so dass Versicherungen auch nach der Ausschüttung von Prämien Geld sparen. Gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa warnte Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentralen-Bundesverbandes, dass derartige Geschäftsmodelle und Apps bedeuten könnten, dass plötzlich die Versicherung “rund um die Uhr auf meiner Schulter” sitze. Auch Folgen für Versicherte, die sich gegen eine Preisgabe entscheiden, sind vorstellbar. So befürchten Kritiker, dass diese als Sanktion künftig höhere Beiträge entrichten müssten.

Bislang ist nicht bekannt, ob die AOK Nordost die Daten aus Apps sammeln will. Daher darf sie nicht mit Versicherungsmodellen wie dem von Generali in einen Topf geworfen werden. Allerdings ist nicht unwahrscheinlich, dass mit Fitnesstrackern oder Smartwatches erhobene Daten in Zukunft auch bei weiteren Versicherungen für die Tarifgestaltung zugrundegelegt werden.