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Kaum eine Gesundheitsreform hat sich bislang so massiv auf die Ertragssituation der Apotheken ausgewirkt wie das seit Januar 2011 geltende Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG). Im Zuge der zweiten Umsetzungsphase des AMNOG – in der u.a. die Großhandelsrabatte abgeschafft wurden – stehen die Apotheken vor einem richtungsweisenden Jahr. Viele Apotheker beklagen daher ihre angespannte wirtschaftliche Lage. Die Folgen zeigen sich auch in der stetig sinkenden Zahl der Apotheken in Deutschland, die laut ABDA den niedrigsten Stand seit 15 Jahren erreicht hat. Die schlechte Geschäftsaussicht bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse des Apothekenkonjunkturindex (APOkix) vom Institut für Handelsforschung: Knapp 87 Prozent der Apotheker rechnen für das Jahr 2012 mit sinkenden Umsätzen. Die Einschätzung der Apotheker zur Geschäftslage ist also düster.

Angesichts der immer geringeren Marge hiesiger Apotheker lohnt ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen eines ausländischen Apothekenmarktes. Frankreich hat kürzlich im Zuge der Krankenversicherungsreform ein neues Vergütungssystem für Apotheken beschlossen. Dieses sichert den Apothekern mehr Kompetenzen in der Primärversorgung zu. Ab 2013 erhalten die Pharmazeuten beispielsweise Extra-Zuschläge in Form eines Beratungshonars und weitere Vergütungen für ein neues Medikationsmanagement für Chroniker. Ferner erhalten sie Zuschläge für Nacht-und Notdienste sowie für die Einhaltung einer festgelegten Generikaquote. In den kommenden fünf Jahren sollen die Verdienste aus dem Apothekenhonorar bereits ein Viertel der Umsätze ausmachen. Die Refinanzierung  des französischen Vergütungssystems soll über die genannte Generikaquote und über weniger Krankenhauseinweisungen erreicht werden.

Auf die Einführung derartiger Maßnahmen hierzulande vertrauen die deutschen Apotheker derzeit nicht. Die ABDA fordert insgesamt 624 Mio. Euro mehr Honorar, um von einer gerechten Vergütung der Apotheker sprechen zu können. Ihr Vertrauen in die Politik ist aber nach den letzten Reformen merklich geschwächt. Die Gesundheitspolitiker haben die Apotheker im Rahmen des Apothekenkonjunkturindex jedenfalls mit einer durchschnittlichen Schulnote von 5,4 (mangelhaft) bewertet. Wie gut die Chancen auf Novellierung der Honorierung in diesem Jahr stehen, lässt sich nur schwer prognostizieren. Natürlich kennen auch die Politiker die wirtschaftlichen Nöte vieler Apotheken, und politische Neuregelungen im Gesundheitswesen finden inzwischen auch unterjährig statt. Vor der Bundestagswahl 2013 hat die Politik noch zahlreiche weitere Gesetzesmaßnahmen angekündigt. Es bleibt abzuwarten, welche davon die Apothekenhonorierung betreffen.

Die offenen Fragen lauten in diesem Kontext: Was  können Apotheker selbst tun, um in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiterhin erfolgreich zu sein (neue Produktbereiche)? Wie soll die Arbeit von Apothekern vergütet werden? Ausschließlich über die Marge oder auch über Gebühren für andere Leistungen? Kommt ein Apothekensterben auf uns zu?