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Vor dem Apothekertag Ende September in Düsseldorf nehmen die Pläne zur Ausrichtung des künftigen Apothekerberufes weiter Konturen an, stoßen aber gleichzeitig auf Gegenwehr in der Kassenlandschaft.  Triebfeder der Reformbemühungen in der von Schließungen betroffenen Apothekerlandschaft ist die Unzufriedenheit mit der Honorierung. Geht es nach dem stellvertretenden Vorsitzenden der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Mathias Arnold, soll „die Zukunft für Apotheker vor allem in einer verstärkten Beraterfunktion und im Medikationsmanagement liegen“. Reflexartig wiegelten die Krankenkassen bereits ab und signalisierten, keine weitere Zahlungen leisten zu wollen.

Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, sieht die skizzierte Entwicklung nicht im Sinne der Patienten und bezeichnete eine derartige ausgerichtete Apotheke als „allgemeine Lifestyle-Beratungseinrichtung“. Im Kern des neuen Apothekenkonzeptes stünde nämlich nach Verbandsvorstellungen ein tiefgreifender Umbau der Vergütung, die sich nicht mehr hauptsächlich nach der Zahl der verkauften rezeptpflichtigen Packungen richtet, sondern an Leistungen – wie etwa jährliche Beratungsgespräche über die Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente eines Patienten.

Das Reformvorhaben gilt als umfassend und wird bereits als Paradigmenwechsel betitelt, das nicht nur die Ausbildung der Apotheker reformieren soll. Schließlich geht es auch sprichwörtlich um einen Umbau: Für die neuen Beratungsangebote müssten eigens Besprechungszimmer in den Apotheken eingerichtet werden. Derzeit beträgt  die Vergütung 8,35 Euro pro abgegebener Packung. Die Apotheker fürchten anscheinend das eine in regelmäßigen Abständen angehobene, aber weiterhin an Packungen gebundene Honorierung – wie seitens der Gesundheitsminister vorgeschlagen – für keine ausreichende Entlastung sorgen wird. Daher nun die Forderung nach einer Neugestaltung der Vergütung.

Diese Umgestaltung halten die Apotheken schon seit längerem für notwendig. Bereits im Rahmen einer von der Apothekergenossenschaft Noweda initiierten und von Professor Kaapke durchgeführten Delphi-Studie sprachen sich Experten in Hinblick auf die Zukunft des Apothekenmarktes für mehr ärztliche Leistungen aus: Rund 45 Prozent der Studienteilnehmer geben an, pharmazeutische und medizinische Dienstleistungen würden in den nächsten zehn Jahren an Bedeutung gewinnen. Apotheker könnten sich mit Programmen zur Betreuung chronisch kranker Patienten (Disease Management), zum Medikationsmanagement oder zum Health Care Management profilieren. Diesbezüglich haben sich die Ärzte- und Apothekerkammer inzwischen angenähert und veranstalten 2014 – trotz einiger Streitigkeiten rund um die ärztliche Therapiehoheit –  einen ersten gemeinsamen Ärzte- und Apothekertag.

Rückenwind könnten die Reformbemühungen in Deutschland durch ein ausländisches Vorbild erhalten: Frankreich hat im letzten Jahr im Zuge der Krankenversicherungsreform ein neues Vergütungssystem für Apotheken beschlossen. Dort werden bereits Millionen von Patienten von den rund 22.000 Apotheken flächendeckend beraten. Seit 2013 erhalten die Pharmazeuten bspw. Extra-Zuschläge in Form eines Beratungshonars und weitere Vergütungen für ein neues Medikationsmanagement für Chroniker. In den kommenden fünf Jahren sollen die Verdienste aus dem Apothekenhonorar bereits ein Viertel der Umsätze ausmachen. Die Refinanzierung  des französischen Vergütungssystems soll über eine festgelegte Generikaquote und über weniger Krankenhauseinweisungen erreicht werden. Dieser Finanzierungsansatz könnte auch die Krankenkassen wieder mit ins Boot holen.