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Der Versandhandel mit Arznei- und Gesundheitsmitteln aus Apotheken floriert und erlebt derzeit einen deutlichen Aufwärtstrend. Gemessen am gesamten Apothekengeschäft liegt der Umsatz (1,3 Mrd. Euro) zwar nur bei 3 Prozent, doch ist die Tendenz – anders als beim stagnierenden Offizingeschäft – steigend.

Dies trifft insbesondere auf das OTC-Segment („Over-the-Counter“) zu, wo sich sich der Versandhandel als Vertriebskanal etabliert hat. Hier liegt der Umsatzanteil verglichen mit dem Apothekengeschäft  inzwischen bei 11 Prozent.  Über die Hälfte des erwirtschafteten Umsatzes im Versandhandel entfällt auf OTC-Produkte, die also künftig  – wörtlich betrachtet – nicht mehr über den Tresen der Vorortapotheke, sondern vermehrt über die Fließbänder der Versandapotheken verkauft werden könnten. Von steigendem Interesse für den Apothekenversandhandel sind auch weitere Produktbereiche wie etwa Kosmetik und Körperpflege oder Produkte des so genannten medizinischen Sachbedarfs (Tests, Heil- und Hilfsmittel).

In anderen Branchen hat sich der Trend zum Verkauf über den elektronischen Bestellweg bereits verfestigt. Dort machen die Umsätze des Versandhandels am Einzelhandel circa 8 Prozent aus. Kunden bestellen Bücher, CDs, DVDs, Schmuck, Parfüm, Spielsachen aber auch Unterhaltungselektronik oder hochwertige Haushaltsgeräte vermehrt online. So ist beispielsweise der Anteil des Versandbuchhandels am gesamten Buchhandelsumsatz in Deutschland auf etwa 12 Prozent gestiegen. Online-Händler wie Amazon, Weltbild oder buch.de sind hier längst zur ernsthaften Konkurrenz für klassische Sortimentsbuchhandlungen geworden.

Von dieser Größenordnung ist der Apothekenversandhandel zwar noch weit entfernt, doch ist der Marktanteil der Versandapotheken 2011 bereits um 8,4 Prozent gestiegen. Der Versandhandel rüstet weiter auf und hat bereits auf die mangelnde persönliche Beratung beim Kauf mit telefonischer Fachberatung oder E-Mail-Kontakt durch pharmazeutisches Personal reagiert Auch die viel diskutierten Modellversuche, Pick-Up Stellen bei Drogerien oder Discountern zu implementieren, zeigen den Bedeutungszuwachs eines alternativen Vertriebskanals.

Abzuwarten bleibt, ob dieser Vertriebsweg auch von anderen Marktteilnehmern im Gesundheitswesen als lukrativ erkannt wird. Im Hilfsmittelmarkt hat sich dieser Vertriebsweg jedoch bisher nicht durchgesetzt. Vielleicht ist dies aber eine Überlegung wert?