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Nach einer Datenanalyse eines Forschungsprojektes des Wirtschaftsministeriums nimmt die Gesundheitswirtschaft am Markt eine bedeutende Position ein. Im GJ 2012 trug die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Gesundheitsbranche elf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Für die Arbeitnehmer bedeutet dies, dass etwa jeder fünfte beruflich in irgendeiner Weise mit der Gesundheitsbranche verbunden ist. Jeder siebte arbeitet sogar direkt in der Gesundheitswirtschaft. Dies schafft allein schon rein objektiv, aber auch nach Expertenmeinungen große Potenziale für den Arbeitsmarkt. 2009 waren von etwa sechs Mio. Beschäftigten im Gesundheitssektor etwa 4,5 Mio. vollzeitbeschäftigt. Der größte Anteil entfiel dabei auf die klassischen Gesundheitsberufe wie Ärzte, medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte, Apotheker, Pflegekräfte und Physiotherapeuten.

Nach einer Prognose resultierend aus der Datenanalyse des Forschungsprojektes könnte die Gesundheitswirtschaft bald mit rund 260 Mrd. Euro zur Bruttowertschöpfung beitragen. Dies bedeutet einen Anstieg von 60 Mrd. Euro seit 2005. Interessant sind insoweit auch die Zahlen für den Export: Insgesamt wurden mehr Waren und Dienstleistungen aus- als eingeführt. Betragsmäßig ist der Export seit 2005 im Bereich der Gesundheitswirtschaft um 30 Milliarden Euro auf 85 Milliarden Euro angestiegen.

Dr. Dennis Ostwald vom Wirtschaftsinstitut WiFor wies aber nach einem Bericht der „Ärztezeitung“ trotz dieser Zahlen auf einen nicht außer Acht zu lassenden Fachkräftemangel hin. Nach der Prognose der Fachleute könnte die Zahl fehlender Fachkräfte im Gesundheitsbereich bis 2030 600.000 übersteigen und damit als Wachstumsbremse für die Branche wirken.

Iris Gleicke, die parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, schätzt die Gesundheitswirtschaft als einen hochinnovativen Sektor ein, der auch in andere Wirtschaftszweige ausstrahle. Nach Betragszahlen bestehen neben der erwähnten direkten Wertschöpfung weitere 178 Mrd. Euro an indirekter und induzierter Wertschöpfung für andere Branchen, sodass unter Berücksichtigung der vorliegenden Datenanalyse weitere 3,1 Mio. Menschen von der Ausstrahlungskraft der Gesundheitswirtschaft am Arbeitsmarkt profitieren.

Im Mai 2014 hat die Fraktion der SPD sowie die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen einen umfangreichen Beschlussantrag beim Landtag Niedersachsen zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft unter Berücksichtigung der negativen Auswirkungen des demografischen Wandels gestellt. In der dortigen, im obigen Kontext lesenswerten Begründung sehen die Fraktionen die soziale Gesundheitswirtschaft als Leitbild für Gesellschaft und auch Arbeitsmarktpolitik.

Auch die Hans Böckler-Stiftung in Düsseldorf hat sich bereits im Mai 2012 mit den Konsequenzen und Reaktionsmöglichkeiten betreffend den Fachkräftemangel generell, aber eben auch in der Gesundheitswirtschaft vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auseinandergesetzt.

Dies zeigt, dass die gesellschaftliche und arbeits- und sozialpolitische Bedeutung der Gesundheitswirtschaft seit Jahren unumstritten ist. Daher bleibt wohl zu hoffen, dass von Verantwortlichen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen bzw. erhalten werden unter Berücksichtigung dessen, dass die Konsequenzen des demografischen Wandels nicht zu vermeiden sind.