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Die Konsolidierung im europäischen Markt der Altenheim-Betreiber nimmt weiter Fahrt auf. In Frankreich gab es nun eine Elefanten-Hochzeit zweier Branchengrößen, die jeweils über eine Milliarde Euro an Umsatz in den Geschäftsbereichen Pflegeheime, Rehabilitation, Kurzzeitpflege und Homecare erzielten. Mit der Fusion mit dem heimischen Konkurrenten Medica, für die der französische Mutterkonzern des deutschen Altenheimbetreibers Curanum 1,1 Milliarden Euro zahlt, heißt der größte Betreiber von Seniorenheimen in Europa künftig Korian. Das Pariser Unternehmen glaubt offenbar an das Geschäft mit der alternden Gesellschaft und zahlt für Medica einen Aufpreis von 15 Prozent. Nicht grundlos: Denn für Frankreich erwarten Statistiker, dass die Zahl der über 60-Jährigen bis 2050 auf 23,6 Millionen steigt. Im vergangenen Jahr waren es bereits 15,6 Millionen.

Der fusionierte Konzern kommt auf 600 Einrichtungen mit fast 40.000 Mitarbeitern. Er wird Marktführer in Frankreich, Deutschland und Belgien und die Nummer zwei in Italien. Der bisherige französische Branchenprimus Orpea wird gemessen am Umsatz auf den zweiten Rang verdrängt. Auch Orpea befand sich zuletzt auf Wachstumskurs: Der 1989 gegründete französische Pflegeheimbetreiber Orpea hat nach zwei starken Wachstumsjahren (2010, 2011) den Expansionskurs mit der Akquisition weiterer 3.660 Betten seit dem Beginn des Jahres 2012 fortgesetzt, dürfte nun aber den Konkurrenzdruck spüren. Der Korian-Wettbewerber verfügt über 40.000 Betten, darunter 27 Prozent außerhalb Frankreichs. Den Umsatz konnte Orpea in 2012 deutlich steigern: Um 15 Prozent zogen die Erlöse des auf Langzeit- und psychiatrische Pflege spezialisierten Gesundheitsunternehmen aus Paris an. Am Ende des Jahre lag der Umsatz somit bei 1,43 Mrd. Euro nach 1,23 Mrd. Euro im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor der nun angekündigten Medica Übernahme strebte Korian einen Umsatz von 1,35 Mrd. Euro an – nach der Fusion wird der Umsatz bei 2,2 Mrd. Euro liegen.

Korian, das 40 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Frankreich erzielt,  war bereits vor der Curanum-Übernahme in diesem Jahr in Deutschland als Betreiber der Phoenix-Seniorenheime aktiv. Im Laufe des Jahres hatte Korian im größten Gesundheitsmarkt in Europa die Geschäfte von Curanum und Phoenix gebündelt: Durch die Einbringung der Geschäftsanteile von Phoenix befindet sich Curanum auf dem Weg zu einem der größten Betreiber von Seniorenresidenzen in Deutschland zu werden. Zu Curanum gehören inzwischen insgesamt ca. 13.100 Pflegebetten, ca. 2.340 betreute Wohnungen sowie 20 ambulante Dienste.

Wachstum dürfte Korian in den kommenden Jahrzehnten infolge der alternden Bevölkerung auch in Deutschland erzielen. Aktuell existieren hierzulande rund 12.400 Pflegeheime. Dabei wird der Markt (noch) dominiert von freigemeinnützigen Wohlfahrtsverbänden. Zu den größten Anbieter gehören AWO, Diakonie und Deutscher Caritasverband. Rund 40 Prozent der Pflegeheime befinden sich in privater Trägerschaft. Die beiden größten Pflegeheimbetreiber, Pro Seniore (18.486 Plätze) und Kursana (13.600 Plätze) dürften die Konkurrenz von Curanum zunehmend zu spüren bekommen. Hingegen wollen sich die Marseille-Kliniken aus der Branche verabschieden. Der Pflegeheimbetreiber hat bekannt gegeben, einen Großteil seinen Einrichtungen verkaufen zu wollen. Das Unternehmen denkt über eine strategische Neuausrichtung nach. Möglich ist, dass es künftig Software und Informationssysteme für Krankenhäuser verkaufen wird.