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Bernhard Calmer, der Chef des Bundesverbandes Gesundheits-IT (bvitg) spricht sich zum Start der conhIT in Berlin für die Vereinigung von Gesundheitsversicherungen und Klinikbetreibern aus. Das Modell wird bislang in den USA praktiziert. Derartige Funktionseinheiten sind dort als „care provider“ bekannt. Kern dieser Überlegung ist, dass das wirtschaftliche Interesse der Kliniken, möglichst viele Patienten in Behandlung zu haben und das Interesse der Krankenkassen, Versicherte wegen der entstehenden Kosten möglichst selten in medizinischer Behandlung zu sehen, auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden sollten.

Das derzeitige System der Leistungsvergütung setzt auf Quantität, daher sei eine Systemreform, die die Qualität der medizinischen Behandlung der Quantität derselben vorziehe, in jedem Fall zu begrüßen. Dies sei dann auch wegweisend für Neuerungen in der Health-IT. Möglichkeiten der Prozessoptimierung bilden einen wesentlichen Schwerpunkt auf der diesjährigen conhIT, Messe Berlin.

Erst im März dieses Jahres hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft die bundesweite Kampagne „Wann immer das Leben uns braucht“ gestartet und damit zur Fairness aufgerufen. Ziel dieser Kampagne ist es, die Bedeutung und die Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser vor Augen zu führen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhäuser zu würdigen. Gleichzeitig galt sie aber auch als Aufruf an die Politik, ausreichend finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen und sich dabei mit der Realität auseinander zu setzen. Die gesetzliche Verpflichtung der Krankenkassen zur Information der Patienten sah Alfred Dänzer, der Präsident der DKGEV, als Freibrief zur Diffamierung und wirtschaftlichen Schädigung einzelner Krankenhäuser. Er spielte damit auf die veröffentlichten Zahlen von etwaigen Behandlungsfehlern an, die jedoch der Zahl von 18,3 Mio. Behandlungsfällen gegenüber stünden und welche zeige, dass die Bevölkerung dem Standard deutscher Krankenhäuser durchaus vertraut. Die von der Politik angekündigte Reform „Qualität vor Quantität“ sei ohne finanzielle Unterstützung nicht umsetzbar.

Die Aussagen von Calmer und Dänzer lassen in jedem Fall erkennen, dass die Systemreform „Qualität vor Quantität“ auf breiter Ebene grundsätzlich begrüßt wird. Allerdings ist die eindeutige Aufforderung an die Politik zu erkennen, ausreichende Finanzierung sicherzustellen und Harmonie zwischen Kassen und Krankenhäusern herzustellen. Bei dem ohnehin schon bestehenden Kostendruck und unter Berücksichtigung der finanziellen Auswirkungen des demografischen Wandels sicherlich keine leichte Aufgabe. Summary Seven hatte Anfang des vergangenen Jahres allein über die dadurch bedingten steigenden Zahlen von Krebsneuerkrankungen berichtet.