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Von 1950 bis heute ist die Weltwirtschaft überproportional gewachsen, durchschnittlich um  3,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) pro Jahr. Für die Zukunft dürfte dieser hohe Wert jedoch nicht weiter zu halten sein. Erwartet wird ein Rückgang auf 2,1 Prozent Wachstum des BIP pro Jahr. Verantwortlich dafür sei Experten zufolge der demografische Wandel. Zukünftig werden dem Arbeitsmarkt weniger Personen im erwerbsfähigen Alter zur Verfügung stehen, da die Bevölkerung langsamer wächst und in den kommenden Jahren zahlreiche Erwerbstätige aufgrund ihres Alters aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Im Januar veröffentlichte McKinsey Global Institute die neue Studie mit dem Titel „Global Growth: Can roductivity save the day in an aging world?“ zu möglichen Entwicklungen der Weltwirtschaft und deren Folgen. Für die Analyse wurden von dem Forschungsinstitut des Beratungsunternehmens McKinsey die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung der G20-Staaten sowie Nigeria als großer aufstrebender Volkswirtschaft Afrikas untersucht. Diese Märkte bilden 63 Prozent der Weltbevölkerung sowie 80 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ab. Laut Studie müsse, um einer Abschwächung der Wirtschaftsleistung entgegenzutreten, vermehrt auf die Faktoren Produktivität und Beschäftigung gesetzt werden.

Die Beschäftigung wird in den kommenden 50 Jahren um lediglich 0,3 Prozent jährlich wachsen. Das Pro-Kopf-Einkommen und der Lebensstandard werden als Folge dessen in den Industrienationen und Schwellenländern langsamer als bisher steigen. Möglich sei laut der Experten unter günstigen Umständen ein Wachstum der Beschäftigung um 0,6 Prozent. Dafür sei es wichtig, den Arbeitsmarkt global verstärkt für Frauen sowie jüngere und Ältere Menschen zu öffnen. Sie betonen, dass aber auch bei einem Gelingen dieser Maßnahmen der Anteil der aus dem Berufsleben ausscheidenden Personen nicht voll gedeckt werden könne. Um das geringere Beschäftigungswachstum auszugleichen müsste also laut der Berechnungen die Produktivität um 3,3 Prozent pro Jahr steigen. McKinsey zeigt sich hier optimistisch, die Analyse von fünf Sektoren (Landwirtschaft, Automobilindustrie, Lebensmittelindustrie, Gesundheitswesen und Handel) hätte gezeigt, dass unter optimalen Umständen eine Produktivitätssteigerung von jährlich bis zu vier Prozent denkbar ist.

Auch in Deutschland steigt die Lebenserwartung kontinuierlich, gleichzeitig liegt die Geburtenrate seit Jahren deutlich unterhalb des erforderlichen Niveaus für eine Stabilisierung der Bevölkerungsgröße. Als Folge wird die deutsche Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten schrumpfen. Dies hat einschneidende Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt, insbesondere in den Berufen des Gesundheitswesens. So wird der [ilink url=“http://de.konmedia.info/2015/01/gesundheitsberufe-engpaesse-bei-fachkraeften-verschaerfen-sich/“]Fachkräftemangel[/ilink]  hier besonders stark zu spüren sein. In Deutschland zählen laut einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) bei 615 Berufsgattungen 139 Berufe zu den so genannten Engpassberufen, das heißt, die Zahl der Arbeitslosen eines Monats reicht nicht aus, um alle offenen Stellen zu besetzen. Diese Lage dürfte sich in Zukunft weiter verschärfen. Um dennoch die Versorgung sicherzustellen, sind verschiedene Lösungsansätze und Entwicklungen denkbar. So kann beispielsweise versucht werden, den Fachkräftemangel über Zuwanderung aus dem Ausland zu decken. Dies geschieht heute bereits, beispielsweise um dem [ilink url=“http://de.konmedia.info/2015/01/leitartikel-heute-hier-morgen-dort-aerztewanderung-quer-durch-europa/“]Ärztemangel[/ilink]  zu begegnen. Um darüber hinaus Mitarbeiter an den Arbeitgeber zu binden, wird die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf deutlich an Bedeutung gewinnen. Auch werden längere Arbeitsbiographien künftig eher die Regel als eine Ausnahme darstellen, eine weitere Anhebung des Rentenalters kann auf lange Sicht nicht ausgeschlossen werden.