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China wird nach bisherigen Prognosen deutlich mitverantwortlich sein für das Wachstum des Medizintechnikmarktes in Europa. Bis 2016 wird die Nachfrage nach Medizintechnik in China Zuwachsraten von 20 Prozent verzeichnen. Hinzu kommt, dass die chinesische Mittelklasse schnell wächst und sich bei steigender Kaufkraft westliche Gesundheitsprodukte wünscht. Für die Zeit bis 2015 ist für die Medizintechnik in China ein Wachstum auf rund 54 Mrd. US-Dollar Marktvolumen prognostiziert. Zu diesen Zahlen gelangt die Marktbeobachtung der Fiducia Management Consultants in Hong Kong. Nach Einschätzung von Stefan Kracht, dem Geschäftsführer der Fiducia Management Consultants, gegenüber der Fachpresse devicemed ist Made in Germany samt seiner Ingenieurskunst in China auch im Marktsegment Medizintechnik hoch angesehen. Allerdings sei der Einstieg in den chinesischen Markt auch mit gewissen Bedingungen verbunden. Der Aufbau von Schlüssel-Beziehungen mit medizinischen Entscheidern und den Managern der Krankenhäuser und deren langfristige Pflege seien besonders wichtig, sagt der Asien-Experte Kracht. Die deutschen Medizintechnik-Unternehmen sollten sich Standorte in China aufbauen, um näher am Kunden zu sein und auch die wichtigen After-Sales-Service-Angebote bieten zu können.

Der chinesische Staat unterscheidet drei Gruppen von medizinischen Geräten:

  • Klasse 1: Produkte, deren Sicherheit und Effektivität durch Routineprüfungen gesichert werden.
  • Klasse 2: Produkte, deren Sicherheit und Effektivität durch strenge Kontrollen sichergestellt werden müssen.
  • Klasse 3: Produkte, die in den Körper implantiert werden und fortwährend intensiv überprüft werden müssen.

Kracht weist die deutschen Medizintechnik-Unternehmen darauf hin, die komplexen und zum Teil langwierigen Lizensierungs- und Registrierungsprozesse zu beachten. Da auch China die minimalinvasive Chirurgie ausbaut und somit künftig viele Produkte benötigt, die zur risikoreichsten Gruppe drei gehören, sollten sich die Unternehmen entsprechend vorbereiten. Für eine entsprechende Produktregistrierung sollte ein Unternehmen mindestens 110 Tage veranschlagen. Testphasen oder die Durchführung von klinischen Studien sind dabei noch nicht berücksichtigt. Für jedes Produktupdate muss eine neue Registrierung eingereicht werden. Bestehende Registrierungen müssen regelmäßig erneuert werden, erklärt Kracht.

Neben China gelten auch Indien, Osteuropa und die Türkei als Wachtumsmärkte, was das Medizintechnik-Segment betrifft. Deren verbesserte Einkommens- und Infrastruktur trägt zu ihrer Kaufkraftsteigerung bei. Für die deutschen Unternehmen heißt es daher vor allem auch, strategisch clever vorzugehen, denn insbesondere ihr Absatz im eigenen Land ist nicht immer ganz einfach. In Deutschland hängt die Einführung neuer Medizinprodukte wesentlich auch von der Erstattungsfähigkeit durch die Kassen ab. Sollte die Kasse ein durchaus innovatives Produkt nicht erstatten, ist es schwierig, dieses am Markt zu erhalten. Die aktuellen Meldungen scheinen daher für die Branche wie ein Aufruf, sich deutlich internationaler aufzustellen und die Branchenkenntnis weiter zu vertiefen, um den Interessen der verschiedenen Kontinente noch gerechter werden zu können.

Die deutschen Unternehmen der Gesundheitsbranche können bei der Erschließung des asiatischen Wirtschaftsraums auf die Unterstützung durch die Bundesregierung zählen. Deutschland und China haben inzwischen einen Aktionsplan für gesundheitspoltische Zusammenarbeit verabschiedet. Dies betrifft nicht nur den Bereich Medizintechnik. Vereinbart wurde auch ein verbesserter Austausch von Informationen über neue Erreger, den Einsatz von Impfstoffen und Antibiotika in Hinblick auf multiresistente Keime und Epidemien und die Verbesserung der Versorgungsleistung, insbesondere in der Primärversorgung in China. Diese soll nach deutschem Vorbild strukturieirt werden.