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Diabetes mellitus, die sogenannte Zuckerkrankheit, ist eine Erkrakung, von welcher die Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen am stärksten betroffen ist, wie die International Diabetes Federation (IDF) angibt. In Deutschland sind etwa ein Viertel der über 75-Jährigen Diabetiker, wobei die meisten am Diabetes Typ-2 leiden, welcher einerseits erblich bedingt ist, aber auch durch eine ungesunde Lebensweise auftreten kann. Früher wurde der Typ-2 auch „Altersdiabetes“ genannt. Da jedoch immer mehr Kinder und junge Erwachsene aufgrund von Fehlernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel an diesem Diabetes Typ erkranken, ist diese Bezeichnung  nicht mehr ganz zutreffend. Im Jahr 2010 gab es weltweit 285 Mio. Diabetiker zwischen 20 bis 79 Jahren (6,6 Prozent der Menschheit). Es wird damit gerechnet, dass sich diese Anzahl bis zum Jahr 2030 auf 438 Mio. Menschen erhöht.

Allerdings bleibt die Erkrankung bei vielen lange Zeit unentdeckt. Besonders bei älteren Patienten wird das Vorliegen eines Diabetes mellitus häufig erst im Rahmen eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts, diagnostiziert. Hierauf wies die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin. Diabetiker im höheren Lebensalter haben oft zusätzlich noch weitere Erkrankungen und andere Bedürfnisse als jüngere Patienten. Ältere Patienten können beispielsweise ihre Blutzuckerwerte im Gegensatz zu jüngeren Menschen selten durch Bewegung senken. Zudem wirken Medikamente häufig wegen nachlassender Nierenleistung oft unerwartet stärker, wodurch die Gefahr einer Unterzuckerung erhöht ist. Des Weiteren ist bei alten Menschen die Mobilität häufig eingeschränkt, was das Erreichen von diabetologischen Schwerpunktpraxen verhindert. In Pflegeheimen führen Fachärzte praktisch keine Hausbesuche durch und das Personal ist häufig nicht geschult.

Um die Versorgungsdefizite bei den hochbetagten Diabetespatienten zu verbessern, wurden bereits einige spezielle Angebote für Pflegekräfte geschaffen. Die Diabetes-Pflege-Akademie des Instituts für Innovatives Gesundheitsmanagement bietet als anerkannte Weiterbildungsstätte der Deutschen Diabetes Gesellschaft Fort- und Weiterbildungen an, etwa zur „Diabetes-Pflegefachkraft (DPFK)“ oder „Diabetes für Pflegehelfer (DPH)“ und informiert über relevante Angebote von Kooperationspartnern, wie die Fortbildung zur „Diabetes Nurse“. Einmal jährlich lädt die Akademie Pflegekräfte zur Fachtagung Diabetes-Pflege-Management nach Berlin ein. Der Arbeitskreis FoDiAl (Fortbildung Diabetes in der Altenpflege) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) vermittelt Pflegenden relevantes Wissen für die Versorgung älterer Menschen mit Diabetes. Für ältere Menschen mit Diabetes, die noch selbst in der Lage sind, an ihrer Behandlung aktiv mitzuwirken, gibt es die SGS-Schulung (Slow-Go-Schulung), die inzwischen auch im DMP-Programm aufgenommen ist.

Hinsichtlich einer steigenden Anzahl der Diabetes-Erkrankungen, wird auch die Gesundheitswirtschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Neben der Pharmaindustrie wird auch in der Mediztintechnikbranche nach neuen Methoden gesucht, die den Alltag von Diabetikern erleichtern. So hat beispielsweise Google erst kürzlich eine elektronische Kontaktlinse für Diabetiker angekündigt, die ohne Zeitverzögerung über Blutzucker-Werte informieren soll (nähere Informationen zur Google Kontaktlinse). Ein anderes Beispiel liefert der Hersteller Bluepoint Medical Selmsdorft, der mit der Universität Rostock die Entwicklung eines Blutzuckermessgerätes vorantreibt, welches keine Körperflüssigkeiten zur Bestimmung des Zuckergehalts benötigt, sondern die Messung optisch mit Infrarotlicht durchführt.

Auch auf dem Gebiet präventive Maßnahmen besteht noch Verbesserungspotenzial. Die Entstehung eines Typ-2-Diabetes lässt sich durch eine gesunde Lebensweise hinauszögern oder sogar ganz verhindern. Bewusste Ernährung und Bewegung sind somit Strategie der ersten Wahl, um die Erkrankung zu vermeiden. Somit ist es die Aufgabe der Krankenkassen mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen frühzeitig über Diabetes aufzuklären. Während zur Sekundärprävention von den meisten Kassen z. B. die Teilnahme an Disease-Management-Programmen (DMP) empfohlen wird, was eine Verschlechterung des Krankheitsbildes verhindern kann, wird im Bereich Primärprävention, also der Aufklärung zur Verhinderung des Ausbruchs der Erkrankung (Typ-2), noch recht wenig getan.