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Diabetes mellitus, egal welcher Typ, stellt Deutschland vor immer größere Herausforderungen. Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts und verschiedener Krankenkassen leiden rund 6 Mio. Menschen in Deutschland an einer Form der Diabetes. Eine Zunahme um 38% seit 1998. 95% davon leiden an Diabetes Typ 2. Fast jeder Dritte im Alter über 70 Jahren ist betroffen, daher wird sich mit dem demografischen Wandel die Lage weiter zuspitzen und innerhalb der nächsten 15 Jahre die Zahl der Erkrankten auf 12 Mio. steigen lassen.

Dies bedeutet, dass jeden Tag weitere 800 Menschen neu an Diabetes erkranken. Besonders das deutsche Gesundheitssystem leidet unter der starken Zunahme von Betroffenen. Einige Akteure haben sogar schon vor der Welle an Betroffenen resigniert und meinen, dass der Kampf gegen Diabetes grandios gescheitert ist und fordern die Bundesregierung auf eine nationale Diabetes-Strategie auf den Weg zu bringen, da Kassen und andere Marktteilnehmer nicht in der Lage sind der Situation Herr zu werden. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten tritt Diabetes in Deutschland häufiger auf. Die Rede ist vom Diabetes-Tsunami, der Deutschland zeitnah treffen wird und unvorhersehbare Schäden hervorruft. Schon heute verursachen die Diabeteserkrankten in Deutschland Kosten in Höhe von 48 Mrd. Euro jährlich. Nicht berücksichtigt in dieser Zahl sind die Kosten für Frühverrentung, Arbeitsausfälle und weitere volkswirtschaftliche Schäden.

Wenn es nach der Deutschen Diabetes Gesellschaft geht, wird dringend ein Präventionsgesetz und eine Steuer auf besonders kalorienhaltige Lebensmittel benötigt. Gewünscht wird beispielsweise eine umfassende Aufklärungskampagne im Stil der Anti-Raucher-Kampagnen. Besonders Kinder sollen vor den Gefahren durch ungesunde Lebensmittel gewarnt werden. Andere Länder sind hier schon viel weiter. Bereits 18 EU-Länder haben bereits wie von der EU gefordert eine nationale Diabetes-Strategie umgesetzt. In Deutschland fehlt sie jedoch bisher.

Dass in Deutschland im Bereich der Diabetesversorgung und -prävention noch Luft nach oben besteht, zeigt sich auch darin, dass nur gut die Hälfte der Erkrankten an spezialisierten Disease-Management-Programmen teilnehmen. Zudem fehle es an ausreichend qualifizierten Ärzten. Durchschnittlich leiden 20 bis 30 der stationär eingelieferten Patienten an Diabetes, jedoch haben die Mehrzahl der Krankenhäuser jedoch keine oder zu wenig auf die Erkrankung spezialisierte Ärzte angestellt. Einen neuartigen Weg geht hier die Techniker Krankenkasse. Sie entlohnt Apotheker ab Juni 2014 mit 50 Euro, wenn diese eine umfassende Diabetes-Beratung durchführen. Dies markiert damit eine völlig neuartige Vertragsstruktur, bei der Ärzte kein Teil der Versorgungskette sind. Ob sich zeitnah dieses Konzept auch auf andere Leistungserbringer ausweitet, ist aufgrund der zukünftig steigenden Kostensituation der Kassen ungewiss.

Sanitätsfachhändler profitieren leider nicht von den zunehmenden Patientenzahlen. Eine S7-Umfrage unter 100 Sanitätsfachhändler zeigte, dass ein Großteil der Fachhändler aus der Versorgung mit Diabetesprodukten ausgestiegen ist oder noch nie in diesem Bereich aktiv war. Zu sehr wird der Markt von speziellen Diabetesläden und Apotheken dominiert, die direkt neben niedergelassenen Diabetologen ihre Einrichtungen betreiben. Für Homecareunternehmen könnte es jedoch in Verbindung mit einer Kooperationsapotheke ein lohnendes Geschäft sein. Im Gegensatz zu Deutschland ist in anderen EU-Nationen die Versorgung mit Diabetesprodukten ein festes Standbein der Homecareversorger.