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Deutschlands Kirchen sind mit etwa 1,2 Millionen Beschäftigten der zweitgrößte Arbeitgeber nach dem Staat und können auf einen großen gesellschaftlichen Rückhalt bauen, da rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung sich einer der beiden großen Kirchen in Deutschland zugehörig fühlt. Ebenso bemerkenswert ist, dass sie zusammen einen Umsatz von 82 Mrd. Euro pro Jahr erwirtschaften, einen großen Teil davon im Gesundheitsmarkt.

Aber auch in anderen Branchen ist die Kirche unternehmerisch aktiv: Im Finanzsektor etwa gehören ein Dutzend Banken, die sich den Kirchen untergliedern, wie die Evangelische Kreditgenossenschaft oder die katholische Pax-Bank dazu. Im Bereich der Bildung  sind mehr als 2.000 Schulen unter der Trägerschaft der evangelischen oder katholischen Kirche. Die christliche Kirche betreibt mit knapp 18.000 Kindertagesstätten ein Drittel des Marktes. Als Touristikunternehmen fungiert die Kirche mit rund 70 Hotels und 160 Kolpinghäusern und mit der Beteiligung an Weltbild gehört sie zu den größten Medienhandelsunternehmen in Europa.

Dennoch ist die Gesundheitsbranche die größte Umsatzsäule der Kirche. Wie bedeutend die Kirche als Gesundheitsunternehmen ist, verdeutlichen auch die folgenden Zahlen: Deutschlandweit gibt es rund 640 Krankenhäuser, 4.500 stationäre Pflegeheime und 2.000 ambulante Pflegedienste, die einen kirchlichen Träger haben. Die Kirche spielt damit in allen Versorgungsbereichen des Gesundheitswesens eine wesentliche Rolle als Gesundheitsunternehmen. Allein im Klinikmarkt stellen kirchliche Krankenhäuser ein Drittel des Gesamtmarktes und entlassen jährlich 6 Mio. Patienten.

Auch im Bereich der Pflegeheime hält die Kirche einen beachtlichen Marktanteil und verfügt hier über knapp 300.000 Pflegeplätze in ganz Deutschland. Zwar ist der ambulante Pflegemarkt deutlich fragmentierter, dennoch ist die Kirche über die Caritas und die Diakonie auch hier aktiv und versorgt Patienten in ihren eigenen vier Wänden. Der Krankenhaussektor bildet bei den christlichen Einrichtungen den größten Umsatzblock. Zusammen mit der Umsätzen aus der stationären und ambulanten Pflege erwirtschaftet die Kirche knapp die Hälfte des in Deutschland erwirtschafteten Umsatzes.

Aufgrund der immensen Bedeutung der kirchliche Einrichtungen im Bereich der medizinischen Versorgung und Pflege stellen sie einen bedeutenden Kooperationspartner für Hersteller und Anbieter von Verbrauchsartikeln und Hilfsmittel dar. In diesem Kontext betreuen sie die gesamte Behandlungskette. Sie sind dabei im Bereich der Verordner und Einweiser durch MVZs, Kliniken, Pflegeheimen, Pflegediensten, Rehakliniken und Hospizen aktiv. Da die kirchlichen Verbände selbst nicht im Bereich der Arzneimittel und Hilfsmittel tätig sind, sind sie daher immer auf einen Partner angewiesen. Schaffen es Anbieter von Produkten und Dienstleistungen einen Teilnehmer der Versorgungskette von sich zu überzeugen, dürfte schnell die gesamte (regionale) kirchliche Versorgungskette erschließbar sein. Für Hersteller kann also die strategische Vernetzung mit einem kirchlichen Partner einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen.